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Lüttgen, Hans Heinz: Der übliche Dialog
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0209
INNEN-DEKORATION 191
»DER ÜBLICHE DIALOG«
von hans heinz lüttgen
Sie verstehen mich doch? Ihre Arbeiten sind sehr fein
und auch abgewogen, aber —« . . »Aber —?« . »Ja
alle diese Dinge und Entwürfe sind für mich so desorien-
tierend — und verlangen zudem, daß ich mich mit ihnen
beschäftiget Ich kann mich nicht vorbehaltlos ein-
fügen und einfühlen, so ganz auf Bekanntem, Vertrautem
in Wunschlosigkeit dahinleben. Diese glatten Wände
und sicherlich bequemen, doch ungewöhnlich niedrigen
Möbel beanspruchen mit oder trotz ihrer Bescheidenheit
»Rücksichtnahme« . . Stehen um mich mit distingu-
iertem und spöttischem Ausdruck. Und dann sind es
auch zu wenig Möbel, — wenigstens mir .. So manches
liebgewonnene Stück steigt in Erinnerung, das in irgend
einem Exil, in das der Architekt es bannte, trauert. Und
so wird Widerspruch wach und die Reaktion gegen
eine Bevormundung, der sicherlich — « .. »Gnädige Frau
verwechs ...«. »Nein gewiß nicht! Doch habe ich selbst
über die Dinge der Kunst bestimmte Vorstellungen. Und
so werden Sie begreifen, daß ich meine Räume mit ihrem
unentbehrlichen Rat gewissermaßen selbst schaffen
möchte. Man spricht doch heute von der Frau als Woh-
nungs-Schöpferin . . Ich habe eine Antipathie gegen die
These von dem psychologischen Erkennungs-Vermögen
des Architekten, der darauf basierend die Räume für die
Lebensgewohnheiten seiner Klienten schafft« . . »Aber,
meine Gnädigste, dieses Erkennungs-Vermögen allein..«
»Sie nehmen an, daß ich mit der üblichen Manier der
Frauen meine Vorstellungen ihnen aufdrängen will?
Nein, nein! . . Es ist aber so, als ob ich bestimmte Lite-
ratur lesen sollte . . Mögen Sie Sternheim? . . Ich mag
ihn nicht. Und wenn er von seinem ewigen Plüsch
spricht« . . »Aber, gnädige Frau, es handelt sich doch
nicht um Plüsch, es...« — Es wurde dann Tee getrunken.
Es wurde schön weiter »daneben« gesprochen . . Und es
wurde dann doch irgend einer Möbelfabrik der Auftrag
erteilt. Und das Honorar war auch »viel!« zu hoch, h.h.l.
architekt hans heinz lqttgen-köln. ein landhaus am rhein. parkseite
»DER ÜBLICHE DIALOG«
von hans heinz lüttgen
Sie verstehen mich doch? Ihre Arbeiten sind sehr fein
und auch abgewogen, aber —« . . »Aber —?« . »Ja
alle diese Dinge und Entwürfe sind für mich so desorien-
tierend — und verlangen zudem, daß ich mich mit ihnen
beschäftiget Ich kann mich nicht vorbehaltlos ein-
fügen und einfühlen, so ganz auf Bekanntem, Vertrautem
in Wunschlosigkeit dahinleben. Diese glatten Wände
und sicherlich bequemen, doch ungewöhnlich niedrigen
Möbel beanspruchen mit oder trotz ihrer Bescheidenheit
»Rücksichtnahme« . . Stehen um mich mit distingu-
iertem und spöttischem Ausdruck. Und dann sind es
auch zu wenig Möbel, — wenigstens mir .. So manches
liebgewonnene Stück steigt in Erinnerung, das in irgend
einem Exil, in das der Architekt es bannte, trauert. Und
so wird Widerspruch wach und die Reaktion gegen
eine Bevormundung, der sicherlich — « .. »Gnädige Frau
verwechs ...«. »Nein gewiß nicht! Doch habe ich selbst
über die Dinge der Kunst bestimmte Vorstellungen. Und
so werden Sie begreifen, daß ich meine Räume mit ihrem
unentbehrlichen Rat gewissermaßen selbst schaffen
möchte. Man spricht doch heute von der Frau als Woh-
nungs-Schöpferin . . Ich habe eine Antipathie gegen die
These von dem psychologischen Erkennungs-Vermögen
des Architekten, der darauf basierend die Räume für die
Lebensgewohnheiten seiner Klienten schafft« . . »Aber,
meine Gnädigste, dieses Erkennungs-Vermögen allein..«
»Sie nehmen an, daß ich mit der üblichen Manier der
Frauen meine Vorstellungen ihnen aufdrängen will?
Nein, nein! . . Es ist aber so, als ob ich bestimmte Lite-
ratur lesen sollte . . Mögen Sie Sternheim? . . Ich mag
ihn nicht. Und wenn er von seinem ewigen Plüsch
spricht« . . »Aber, gnädige Frau, es handelt sich doch
nicht um Plüsch, es...« — Es wurde dann Tee getrunken.
Es wurde schön weiter »daneben« gesprochen . . Und es
wurde dann doch irgend einer Möbelfabrik der Auftrag
erteilt. Und das Honorar war auch »viel!« zu hoch, h.h.l.
architekt hans heinz lqttgen-köln. ein landhaus am rhein. parkseite