Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

DOI Artikel:
Corwegh, Robert: Vom Warten: Gedanken in einem Wartezimmer
DOI Artikel:
Ritter, Heinrich: Kamerad Eva
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0222

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
204

INNEN-DEKORATION

professor bruno paul. torwand im modesalon. supraporte: professor w.reoer j

man sie auf und entdeckt das Meiste, Broschierte halb
aufgeschnitten, dann liegen Schlüsse verschiedener Art
nicht fern . . Aber immerhin: wenn sie genau in Reih
und Glied stehen, liegt der Schluß auf ein glückliches
Familienleben und gesicherte Einkünfte recht nahe! . .

*

Am liebsten wartet man bei einer Frau von Welt.
Man ruht in einem bequemen Sessel, gedämpftes elek-
trisches Licht gibt den Gegenständen eine fast traum-
hafte Erdenferne durch dunkle, farbige Schatten, und in
allem webt der Duft und Lebensatem der Besitzerin.
Aus der Anordnung von Einzelheiten erfährt man das
Tempo ihres Lebens, man träumt . ., und wahrhaftig,
manchmal wünscht man, sie möge garnicht erscheinen,
das schöne Traumbild nicht etwa Lügen zu strafen. . .

*

Wähle die richtige Einstellung in allen Lebens-
lagen, — und alle Dinge der Welt bieten dir ohne wei-
teres ihre liebenswürdige Seite, — so auch das »War-
ten-Müssen«!. Freilich: bei schlechtem Wetter in einer
verregneten Straße zu warten, selbst auf die geliebteste
Frau — noch dazu vielleicht umsonst — das ist von keiner
Seite betrachtet jemals anregend 1 dr. robert corwegh.

KAMERAD EVA. Es gibt eine spezifisch männliche
Dummheit. (Es gibt auch eine spezifisch weibliche.
Aber hier wollen wir nur von der ersteren reden.) Sie
besteht darin, daß der abstrahierte »Begriff« sich klein-
lich dem Leben entgegenstemmt; daß das begrenzte
»Ich« sich abschließt gegen die bunte Vielfalt des Wirk-
lichen; daß ein gerader, »abstrakter« Weg gesucht wird
in all den heiteren Krümmungen und erquickenden Sinn-
losigkeiten des Daseins! Der Mann, in dessen Leben
und Erleben nicht eines Tages das Weibliche ein-
dringt, ist kein kompletter Mensch; daher das Verbeulte
und Fragmentarische alles echten Hagestolzentums. . .

*

Wir brauchen den »Kameraden Eva«, um echte
Bürger dieser Welt zu sein! Und zwar brauchen wir
dieses nette, schnippische, liebreiche, aufregende, be-
hütende, beruhigende Geschöpf gerade in unseren gei-
stigen Angelegenheiten. Jedes Weib repräsentiert das
Ewig-Weibliche. Alles, was im Dasein Stoff, Buntheit,
Gefühl, Leidenschaft, Sinnlosigkeit und Wirklichkeit ist,
hängt mit Eva zusammen. Sie verhilft uns als Hüterin
des »Heims« nicht nur zum irdischen Wohnen, son-
dern auch zum geistigen Wohnen in aller Welt! h.r.
 
Annotationen