Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

DOI Artikel:
Le Corbusier: Typus und Vollkommenheit: das Problem der "Auslese"
DOI Artikel:
Weiser, Arnold: Der Sinn der Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0226

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
208

INNEN-DEKO RATION

TYPUS UND VOLLKOMMENHEIT

das problem der »auslese«

Man muß erst die Schaffung von »Standard-Typen«
anstreben, um dem Problem des »Vollkommenen«
nahe zu kommen . . Der Parthenon ist ein Ergebnis der
»Auslese« aus einem anerkannten Standard-Typus.
Ein Jahrhundert lang schon war der griechische Tempel
in allen seinen Elementen organisiert . . Sobald einmal
ein Standard-Typ vorliegt, beginnt der plötzliche und
intensive »Wettkampf«, — ein fruchtbarer Wettkampf,
in dem es zu gewinnen gilt, — noch Besseres zu leisten
als der Gegner, in der Gesamtform sowohl wie in allen
Einzelheiten. Dazu ist erforderlich ein forciertes Studi-
um aller Teile, — das Ergebnis isf: Höher-Entwicklung.

*

Das Schaffen des Standard ist Notwendigkeit. Einen
Standard schaffen heißt: alle praktischen und denkbaren
Möglichkeiten erproben, daraus den allgemein-gültigen
Typus ableiten, der seine Funktion mit einem maximalen
Nutzeffekt und einem minimalen Aufwand an Mitteln
erfüllt; ein Meisterwerk in Material, Form und Farbe.
Aus solcher vollzogener Manifestation des Vollkomme-
nen und Schönen ersteht immer der »Stil«, d. h. ein
zur bestimmten Zeitepoche als allgemeingültig und
einheitlich empfundener Zustand der Vollkommenheit.

Die Architektur schafft auf der Grundlage von
Standard-Typen. Diese sind Ergebnisse der Logik, der
Analyse, des sorgsamen Studiums; sie fußen auf gut ge-
stellten Aufgaben . . Architektur ist Raumschöpfung,
geistige Leistung, höhere Mathematik. Architektur ist eine
hohe Kunst 1 . Der Standard-Typ, — ein Ergebnis des
Gesetzes der »Auslese«, — ist für unsere Zeit eine
wirtschaftliche und soziale Notwendigkeit. . .

Harmonie ist ein Zustand des Einklangs mit den kosmi-
schen Gesetzen. Die Schönheit ist das Höchste: sie ist
reine Schöpfung des Menschengeistes. Sie kann als das
»notwendige Uberflüssige« für hochgemute Seelen be-
zeichnet werden . . Aber es müssen zuerst Standard-
Typen erstrebt werden, um dem Problem der vollkom-
menen Schönheit nahezu kommen! le corbusber-saugnier.



DER SINN DER KUNST. Das Kriterium der Kunst
hat mehr mit der Psychologie als mit der Logik zu
tun. Denn ihr Wesen entsteht aus einer Reihe von psycho-
logischen Erscheinungen und ist also nicht auf den Denk-
prozeß allein beschränkt. Daher ist der Sinn der Kunst
nicht auf »richtig oder falsch«, sondern auf »schlecht
oder gut« wie in der Ethik gestellt, dr. Armand weiser.
 
Annotationen