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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Schürer, Oskar: Vom plastischen Sehen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0228

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210

INNEN-DEKORATION

VOM PLASTISCHEN SEHEN. Unsere Augen-Er-
kenntnis ist eine durchaus abgeleitete Erkenntnis
der körperlichen Welt. Der Gefühlssinn ist es, der das
Volumenhaft-Wirkliche der Welt »abtastet« und es
dann dem Auge zu wissen gibt. Wo also Körperliches
als Stoff des künstlerischen Schaffens und Betrachtens
entgegentritt, muß es der Gefühlssinn sein, der hier
zu erkennen hat, und von ihm müssen die Kriterien ab-
geleitet werden, die zum Verständnis plastischer Kunst
ausschlaggebend sind. Was wir plastisch sehen, müssen
wir zuerst erfühlt, »ertastet« haben. Und daran krankt
unsere Zeit. Wir haben uns gewöhnt, auch die körper-
liche Welt fast ausschließlich aufzunehmen auf dem Um-
weg über das Auge. Die plastische Gestaltung ist aber

eine Kunst, in der es zuerst und zutiefst um körper-
lich zu erfühlende Sinnenwette geht. Erst wo sich der
Körper selbst wieder hineinzuversetzen versteht in
die zu bildende Masse, erst wo wir plastisch-räum-
liches Verstehen zurückgewonnen haben, da beginnt
ein wirkliches Erfassen und Erleben plastischer Bildun-
gen . . Von dieser Stufe aus erst mag es weitergehen in
das Erlebnis jener Spannung zwischen Masse und Um-
raum, einem Kampf gleichsam, der im Grenzgebiet der
plastischen Oberfläche zum Austrag kommt. Weiter
dann zum Erfühlen jener Gewichtsverteilungen, und
letztlich zum Auskosten einer prickelnd und material-
gerecht behandelten Ob« fläche, auf der schon malerische
Wirkungen zu spielen beginnen . . dr. oskar schürer.
 
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