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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Vom guten Sitzmöbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0239
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INNEN-DEKORATION

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architekt fritz august breuhaus kakteen-fenster im wintergarten

ein nettes, kultiviertes Wesen geworden, das, im Haus
richtig angewendet, zu Behaglichkeit und Gefälligkeit
beiträgt.. Freilich, richtige Anwendung, das ist wie über-
all auch hier die FrageI Es gibt eine »Psychologie
der Sitzgelegenheiten«, und es gibt eine »Kunst des
Sitzens« — wie es eine »Kunst des Sitze-Baues« gibt!

Jeder Raum verlangt die ihm und seiner Bestimmung
angepaßten Sitzmöbel. Es ist unmöglich, in einem
Empfangsraum allzubequeme Sessel aufzustellen. Kor-
rektheit ist im Verkehr eine gute Sache; man arbeitet
ihr entgegen, vereitelt sie, wenn man seine Besucher in
eine Wanne von Federkissen versinken läßt! Im Empfangs-
zimmer also hohe Sessel, die Hinsetzen und Aufstehen
leicht machen, Sessel, die auf schnellen Verkehr zuge-
schnitten sind, nicht zu übermäßigem Verweilen verfüh-
ren. Das Familienzimmer, die Halle sollen bequeme
Stühle jeder Art haben, vor allem aber jene Sorte hoher
Sessel und Stühle, die der Höhe des normalen Tisches
entsprechen, um den sich am behaglichsten das abend-
liche Familienleben abspielen kann. Ein behaglicher
Abend ist immer gewährleistet, wenn jeder den Sitz ein-
nimmt , der ihm nach Neigung Lesen, Handarbeit oder
Geplauder leicht gestattet . . Der schwere Klubsessel,

der üppige Polsterstuhl sei dem Kaminplatz vorbehal-
ten, auch am Fenster mag er als Lesestuhl bereit stehen
für die Mittagsruhe und die Zeitungslektüre. Neben
ihm fehle nie das niedere Taburett für den Aschen-
becher und das sonst zur Bequemlichkeit Erforderliche.

Im Damenzimmer ist das leichte Sitzgerät aller Art
am Platze, dazu ein reizvolles Canape, ein Sofa, ein
Doppelstuhl, wie sie Chippendale, das Rokoko, das
Louis XVI. zeitigte. Der Klubsessel und seine Ge-
schwister hahen hier nichts zu suchen. Verwandte Ge-
bilde haben mit Chintz oder Cretonne überzogen nur
Berechtigung im Boudoir oder im Ankleide-Zimmer. . .

*

Im allgemeinen wäre es wünschenswert, wenn die
Möbel-Kunst sich der Sitzmöbel wieder energischer an-
nähme. Unsere neue Gestaltungsart bietet wertvolle
Stil-Elemente zur Durchbildung des Sessels und Stuhles
in allen seinen Formen, in den zierlichen wie den schwe-
ren. Man sollte also hier an die Verwirklichung gehen
und dabei allerdings nie das eine vergessen, daß Bequem-
lichkeit, Qualität der Polsterung und richtige, dem
menschlichen Körper angepaßte Konstruktion die »condi-
tio sine quanon« für solchen Hausrat bedeuten! k.g.t. h.
 
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