Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

DOI Artikel:
Lang, Hugo: Gesellschafts-Spiele: vom Zeitvertreib im schönen Heim
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0240

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
222

INNEN-DEKORATION

F A. BREUHAUS, H. ROSSKOTTEN—DÜSSELDORF EMPFANGSZIMMER IM HAUS SCHQRMANN

»GESELLSCHAFTS-SPIELE«

VOM ZEITVERTREIB IM SCHÖNEN HEIM

Wie vertreibt man sich nach getaner Arbeit im häus-
lichen, geselligen Kreise, im Schöße der Familie
angenehm die Zeit, — ohne allzustarke geistige An-
strengung? Ein altes und immer neues Problem. . Man
bleibt heute wieder mehr »zuhause«, es ist ein ent-
schiedener Zug der Zeit, sich der geruhsamen Atmo-
sphäre des schönen Heims intensiver hinzugeben. Die
neuesten Erfindungen der fortschrittlichen Technik helfen
merkwürdigerweise mit an dieser Wandlung! Der Rund-
funk fesselt die Menschen wieder an das Heim, bietet
ihnen im bequemen Lehnsessel Unterhaltung, die sie zu-
vor außerhalb suchen mußten . . Aber man will doch
auch »sich betätigen«, — nicht nur »hören«, sondern
auch seine Kräfte »üben«, die Nerven durch kleine Reize
in Bewegung halten, die Bluttemperatur angenehm er-
höhen. Der Psychanalytiker würde hier natürlich wieder
von »verdrängter Erotik« sprechen! Es läßt sich nichts
dagegen erwidern. Wir sind nun einmal Menschen! . .



Whist, Poker und Bridge, die gesellschaftlich jahr-
zehntelang geübten Kartenspiele sind entthront . . »Ich
freue mich, Sie bei uns zu sehen, — spielen Sie Mah
Yongg?« Nach diesen stereotypen Begrüßungsworten
der Dame des Hauses sind, — wie Dr. Artur Lands-
berger in »Kunst und Mode« spöttelt, »aller Gäste Augen

auf einen gerichtet. Lautet die Antwort »ja«, so ist man
klassifiziert. Lautet sie »nein«, so trifft einen mitleidiges
Lächeln und die Dame, die man zu Tisch führt, wird all-
gemein bedauert.« Dr. A. L. ist Gegner des Mah Yonggs,
das im Osten nur noch »von Köchen und Kulis« gespielt
werde. Wenn der Geist wirklich nicht mehr für eine
Konversation reiche und durch das Spiel ersetzt werden
müsse, das Spiel, für das man sich begeistere, aber vom
Ausland kommen müsse, dann schlage er vor, das auf
der Malakka-Halbinsel geübte »Pacan« einzuführen . .
Also immerhin erfreuliche Aussicht auf ein neues Spiel!
Das Mah Yongg hat indessen den Vorteil, daß man
hübsche Tischchen und dekorativ wirkende Kästchen
dafür benötigt, es trägt also zur »Verschönerung« des
Heimes bei, — eine beachtliche Eigenschaft, die für alle
neuen Gesellschafts-Spiele sehr wünschenswert wäre.

*

Aus Amerika ist das »Kreuzwort-Rätsel« eingewan-
dert. Es wird als geisttötend bezeichnet, — aber zu
seiner Ehrenrettung sei betont, daß es hier wie überall
minderwertige Massenware einerseits und Qualität an-
dererseits gibt und daß es möglich ist, auch dieses
Spiel mit Geist und Humor zu würzen. Übrigens auch
das Kreuzwort-Rätsel hat seinen tieferen Sinn und eine
geradezu erstaunliche »magische« Kraft! Ist es nicht
 
Annotationen