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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Hoche, Paul: Wohnung und Heimgefühl: vom Glück des Heimgefühls
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0369

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT L. L. DUSSAULT, F.R. l.B.A. THE D1AL HOUSE—STRATFORD-ON-AVON

WOHNUNG UND HEIMGEFÜHL

VOM GLÜCK DES HEIMGEFÜHLS

Es ist bezeichnend, daß der Mensch von einem »zu- dann lauter das Verlangen: »nach Hause« auf, eine
hause« und »nachhause« redet, auch wenn er Stimme ruft aus der Tiefe der Seele: Ich möchte heim!
gar kein eignes Haus besitzt, wenn er nur seine Woh- Das ist auch psychologisch so erklärlich! Da ist zu-
nung. und wäre diese auch nur eine enge Kammer, meint, nächst das rein physische Verlangen nach » Ruhe «. Die
Die Wohnung muß eben seinem Gemüte vorkommen Arbeit draußen, und wäre sie uns die Liebste, braucht
wie ein Haus, nämlich schützend, abschließend, bewah- unsere Energien auf. Wie das Kind am Abend ermüdet
rend. Wie die Magnetnadel zum Pol, so strebt das Herz dem Bette zustrebt, so spüren wir draußen die Sehn-
des Menschen »heim«, zur »Wohnung«,— immer wieder sucht nach dem Orte, wo uns Entspannung, Ruhe und
gerufen von einer »Melodie«, wie sie das Volksempfinden ausgiebige Erholung winkt. Das Heimgefühl zaubert
so oft gefaßt hat, zumal auch in der lockend süßen Weise uns lockende Bilder vor die Seele . . Aber nicht der bloße
des englischen Volksliedes: »Home, sweet home«. Kräfteverbrauch, die Arbeit an sich, ermüdet draußen,

* sondern der gesamte Zwang der Verhältnisse. Draußen

Zwei polare Gefühle durchpulsen die menschliche werden wir hineingestellt in etwas von uns Unabhängiges,

Seele. Das eine treibt »hinaus« aus den vier engen in eine gegebene Welt, an der wir in der Regel nichts

Wänden, in die Ferne, ins öffentliche Leben. Dies Ge- ändern können, in die wir uns wohl oder übel fügen

fühl treibt zur Betätigung der drängenden Kräfte, zum müssen, wo uns der tägliche Beruf zur Arbeit zwingt. .

Wirken im Beruf, zur Anerkennung durch die Anderen, *

zur Geselligkeit. Manchmal überwiegt es im mensch- Und dann die Menschen, die uns der Alltag entgegen-

lichen Empfinden, und wir haben es dann mit Menschen bringt! Wie sind sie uns manchmal so gleichgültig, wie

zu tun, die immer unterwegs sind, immer in Gesellschaft, reibt sich an ihnen oft unsere Seele wund, und doch

denen die eigne Wohnung nur zum »Absteige-Quartier« klammert ein eisernes Muß uns mit ihnen zusammen. Da

wird. Aber das sind Ausnahmen; in der Regel steigt erwacht wieder das Heimgefühl. Wir freuen uns wie

nach Stunden, die draußen verlebt wurden, erst leise, ein Kind, wenn es endlich wieder heimwärts geht-
 
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