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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Schleich, Carl Ludwig: Unendlicher Lebenswille: von der schöpferischen Seele
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Kállai, Ernő: Die einzelne Leistung
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0376

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358

1NNEN-DEK0RATI0N

»UN ENDLICHER LEBENSWILLE«

von. der schöpferischen seele

Der Kreislauf des Lebens ist physisch wie psychisch
garantiert. Nichts kann »sterben«, — auch die
»Idee von mir« nicht, weil sie nie geboren wurde, son-
dern immer mit der Idee überhaupt vorhanden war.
Meine unsterbliche und ungebärbare Seele hat mich
aufgebaut von der Urzelle an bis zu meinem Ich. Mit
dieser »Form« meines Ichs kann die »Idee« von mir
nicht aufhören . . Mein durch meinen Lebenskampf er-
worbenes »Ich« ist zerfallbar in Milliarden Einzelkeime,
die aber alle ein geistiges »Faksimile« meines Lebens-
laufes haben und meine geistigen Rhythmen der belebten
Materie zur Höher-Steigerung übergeben werden . .



Meine Seele während meines Lebens war mir nur
geliehen, um mich zur Aufstiegs-Befruchtung tüchtig zu
machen, sie findet nach meinem Tode höhere Organi-
sation-Möglichkeiten. Sie, die unsterbliche, hat vor
mir schon Millionen Ichs von mir geschaffen, erst im
Menschen ließ sie mich etwas von mir ahnen; wenn ich
sterbe, wird mir von ihr noch viel mehr bewußt werden,
als mir von mir selbst bewußt ist nach dem bisherigen
Aufstieg durch all die Entwicklungs- Stufen zu mir. . .



Was ich leiblich gestaltend in diesem Leben erreicht,
erkämpft, errungen, erlitten habe, gebe ich tot milliarden-
f ach mit unsterblichen Zellen gleichsam als kleine Feuer-

zünder meines Ichs dem organischen Bestand der Erde
wieder, — mein seelisches »Ich« gehört dem Weltall, es
wird dort neue Formen finden im langsamen Aufstieg
und wird jauchzen im Ausblick, einst einen Stern be-
fruchten zu können mit Wesen nach meinem geläuterten

Ebenbilde . . carl ludwig schleich, (über die Unsterblichkeit).

DIE EINZELNE LEISTUNG

Heute weiß man, daß die ganze Seelen- und Form-
»Problematik« eine romantische Flucht vor der
Wirklichkeit war. Die Ideologien sind zerronnen.
Was zurückblieb, ist eine außerordentliche Erweiterung
und komplizierte Zerschichtung des Formgefühls. Monu-
mental eindeutige und schicksalhafte Lösungen der Kunst
sind heute unerschaubar. Die Möglichkeiten liegen der-
art widerspruchsvoll, daß jede feste Umgrenzung als
starrer Dogmatismus wirken muß . . Gesellschaft und
Einzelner, Natur und Vernunft, Impulsivität und Orga-
nisation, Sache und Erlebnis fordern ihre Rechte. Die
Kunst pendelt zwischen diesen Forderungen, — will
ohne besondere Einstellung genossen sein. Man ist jeder
Problematik müde .. Mehr als alle Manifestation des so
und so Geistigen, Tiefsinnigen, sozial oder anarchisch
Gewollten interessiert heute die Frage der einzelnen
Leistung, des Handwerklich-Reizvollen! e. kallai.
 
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