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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Luther, Hans: Die neue Wirklichkeit: das Bekenntnis zur Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0389

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INNEN-DEKORATION

371

DIE NEUE WIRKLICHKEIT

das bekenntnis zur neuzeit

Die tiefen Umwälzungen, welche die Technik für
das Leben der Menschen bedeutet, haben viele Er-
schütterungen mit sich gebracht. Gewaltig ist die Zahl
der sozialen und ethischen Aufgaben, die durch die Tech-
nik gestellt sind und gelöst werden müssen. Denn alle
Wirtschaft ist nur um der Menschen willen da. Aber
niemand kann den ungeheuren Fortschritt hemmen, der
durch die neuzeitliche Technik seit einem halben Jahr-
hundert und länger die Menschen mit sich fortgerissen hat
und schier ins Unvorstellbare emporzuschreiten scheint.
Hier hilft nur ein mutiges und freudiges Bekenntnis zu
dem, was ward und wird. Nur der dient in bester
Weise seiner Zeit und seinem Volk, der kühn sich
einstellt auf die neuen Wirklichkeiten und alle
Kräfte daran setzt, in der neuen technischen Welt den
freien Volksgenossen eine wohnliche Stätte zu bereiten.

*

Gewiß ist der neue Weg des Geistes, den die Technik
bedeutet, nicht nur in Deutschland beschritten worden.
Doch die Eigenart des Deutschen ist lebendig auch in
den Beziehungen zu dem technischen Fortschreiten. Diese
Eigenart überall gelten zu lassen, und nicht zu ver-
flachen, muß uns ein Mittel sein, um uns die alten Güter
und Werte der deutschen Kultur lebensvoll zu erhalten
im technischen Zeitalter. So werden wir am sichersten
den Brückenschlag finden zwischen dem, was war, und

dem, was ist und wird. Wer uns deshalb auch in der
Technik ein »Volk der Denker und Dichter« nennt, trifft
gewiß eine Seite unseres Wesens. Unsere »Denker und
Dichter« haben uns den Weg gewiesen zur neuen Ge-
staltung des Lebens. Hinter ihnen wandert einganzes
Volk, das klug auszuführen versteht, was die Führer er-
dachten. Solch ein Wille ist lebendig in unserem deut-
schen Handwerk, solch ein Wille beseelt die großen
Scharen der Ingenieure und Techniker, solch ein Wille
ist wirksam in einem großen Teile der Arbeiterschaft.

*

Die Aufgaben, die hier liegen, sind um so größer,
weil sowohl die deutsche Eigenart, wie auch die Rolle,
die dasdeutscheGewerbe inder Weltwirtschaft spielen
kann, nicht ausschließlich und nicht einmal vorwiegend
auf dem Weg einer allgemeinen »Mechanisierung« hin-
weisen. Jeder Kundige weiß, daß die deutsche Technik
und Wirtschaft in zahlreichen Punkten noch voranschrei-
ten muß im Sinne des Ausbildens festerTypen. Daneben
wird die deutsche wirtschaftliche Zukunft immer sich
stützen auf den großen Reichtum der zu schaffenden
Formen. Hier kann gerade die deutsche Eigenart, die
mit Liebe das Einzelne pflegt und die Qualitäts-
Arbeit als innere Einstellung bei der Produktion be-
vorzugt, uns wohl am besten vorantragen im Wettstreit
des Gewerbe-Fleißes. . . . Reichskanzlerdr. h.luther.

1925. 4'
 
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