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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Geron, Heinrich: Moderne Wohnlichkeit, [3]: Gestaltung und Schmuckwerk
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Cohn-Guben, Paul: Von der Lebens-Hygiene
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0400

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382 INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT OTTO FIRLE- BERLIN-HALENSEE WOHNSALON MIT KAMIN IM HAUSE DR. PETZ

förmigen Ausgestaltung eingeordnet, dem Heim die VON DER LEBENS-HYGIENE
wohnliche Atmosphäre; durch sie empfängt die Wohnung

ihren Rang als anmutiges Bild des Wohners, ihren Grad "\ 7"iel schädlicher als das einzelne große Leid ist oft

an menschlicher Wärme, ihre Akzentuierung und Arti- V das viele tägliche »kleine Leid« des Lebens. Wie

kulierung als persönliches Charakterbild, kurz, ihre im Körperleben die kleinen Mißgriffe jedes Tages sich

Liebenswürdigkeit. Fehlen solche Dinge, dann ist die langsam zur Krankheit summieren, so summieren sich

»Bleibe« kein Heim, sondern eine Sachdienlichkeits-Öde. im Seelenleben die kleinen »Minus« jedes Tages schließ-

Sind solche Schmuckdinge falsch angebracht, dann ist lieh zu einer das Leben bedrohenden und erdrückenden

selbst der Willigste nicht imstand, durch eine mißarkor- Last, — die kleinen Ausgaben sind zuletzt die großen. .

dierte Begleitung die gute Grundmelodie hindurchzuhören. Mit jeder Stunde, die man sich mit unnützem Ärger

Darum empfiehlt sich bei der Ausschmückung Vorsicht, vergällt, verkürzt man sich das Leben, — und Lebens-

Der echteste Teppich kann falsch liegen, sogar ein an philosophie ist in Wahrheit Lebens-Hygiene! Man soll

sich gutes Gemälde kann die Harmonie eines Raumes nicht dem Leide aus dem Wege gehen; es stählt und

stören, die köstlichste Vase kann »deplaziert« sein. . . . stärkt, allein schon, weil es überwunden werden muß.

* Aber man soll die kleinen Unlüsten, die Mücken-
Der erfahrene Praktiker und Könner aber ist wie schwärme des Lebens, nicht an sich heran lassen, man soll
ein tüchtiger Komponist: wer eine gute Melodie schreibt, unnützes, wertloses, kleines Leid übersehen lernen,
richtig führt und akzentuiert, wird auch der Gabe nicht Man soll auch im Schmerz nur den großen Gegner zu-
ermangeln, richtige Begleitung dazu setzen zu können, lassen; und man soll an diesem großen Gegner seine Kraft
Ist aber die zweckförmige Durchgestaltung als Erstes messen, ihn zu besiegen suchen. Alles kleine Sich-
nicht geleistet, fehlt beim Hausbau und in der Wohnungs- Ergeben, alles Stöhnen, Ächzen ist durchaus sinnlos und
anläge, in der Ausstattung der Räume und in der Wahl unfruchtbar. Wer nur schimpft, will sich nicht helfen. .
der Möbelformen der praktische Sinn, dann ist auch mit Ein Mensch kann immer nur soviel »wollen«, wie seine
allem schmückenden Beiwerk, mit aller Pflege, nicht zu Nerven wollen. Der Wille ist proportional der mensch-
helfen ; man entbehrt der spezifisch modernen Wohnlich- liehen Kraft. Um den Willenzusteigern, muß man
keit, wohnt also nicht in einem »Heim«. Heinrich geron. also zuerst die Kraft steigern! . dr. paul cohn-guben.
 
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