Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

DOI Artikel:
Kleine Geschichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0408

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
390 INNEN-DEKORATION

architekt otto f1r le-berlin. blick in die garderobe und wohndiele im haus palm

KLEINE GESCHICHTEN

Einer, der sich das Leben ohne viel Mühe leicht machte,
besuchte gerne in Ermangelung einer anderen Be-
schäftigung seine Freunde, und sobald er ihr Haus be-
treten hatte, war es sehr schwer, ihn wieder hinauszu-
bekommen. Einmal war einer, den er mit seinem Besuch
beehrt hatte, seiner Gesellschaft müde geworden, wußte
aber nicht, wie er ihn loswerden sollte, da er ihn doch
nicht gut gehen heißen konnte. Er trat also ans Fen-
ster und betrachtete den Himmel. »Die Wolken ziehen
sich zusammen,« sagte er, »es wird bald regnen«. . Sein
Gast erwiderte: »Wenn es nach Regen aussieht, so kann
ich jetzt noch nicht gehen, denn der Regen könnte mich
überraschen«.. Der unglückliche Wirt zermarterte sich

sein Gehirn nach einem andern Plan, er trat abermals
zum Fenster: »Die Wolken haben sich verzogen,« er-
klärte er, »und es wird wohl gar nicht regnen«. . Mit
Ruhe erwiderte hierauf sein Gast: »Wenn es nicht regnen
wird, brauche ich mich auch nicht zu beeilen. Ich bleibe
also sehr gerne noch länger, wenn es Dir angenehm ist.«



Der Komponist C. M. v. W. befand sich einmal in
einer Gesellschaft, in der ein Schwätzer das große
Wort führte. Als Herr v. W. fortgegangen war, sagte der
Schwätzer: »Man hat mir Herrn v. W. als einen geist-
reichen Mann von viel Verstand geiühmt, aber er hat ja
nicht ein einziges Mal den Mund aufgetanl« »Das tat
er doch,« erwiderte ibm lächelnd eine Dame. »Als Sie
sprachen, hat er wenigstens ein dutzendmal gegähnt.« r.
 
Annotationen