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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Über geheime Verstecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0446

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428 INNEN-DEKORATION

ÜBER GEHEIME VERSTECKE

VON KUNO GRAF VON HARDENBERG

In einem wohlbedachten Hausplan werden zweckmäßiger
Weise einige Geheim-Verstecke vorzusehen sein,
welche Kostbarkeiten aller Art aufzunehmen geeignet
sind. Es wird das von den meisten Raumkünstlern
verabsäumt, sehr zu Unrecht. Wer sein Silber, seinen
Schmuck, seine wertvollen Antiquitäten während einer
Sommerreise gut unterbringen kann, ohne sie unter man-
cherlei Schwierigkeiten und Hindernissen auf eine Bank
zu tragen, ist sicherlich gut daran, denn er kann ohne
Besorgnisse reisen. Sorgen aber sind bekanntlich ein
schlechtes Reisegepäck. Vergangene Zeiten, die über-
haupt geheimnisfroher waren, haben geradezu eine Kunst
entwickelt im Anbringen von Geheimfächern im Hausrat
und im Einbauen von versteckten Kabinetten für die
Zwecke einer besonderen Sicherheit. Es sind mir im
Laufe der Zeiten auf meinen Reisen nach alten Schlös-
sern und Landsitzen oft erstaunliche Dinge der Art be-
gegnet. So führte mich einmal ein alter Schloßherr in
sein Schlafzimmer und stellte mir die Aufgabe, den Ein-
gang zu seinem Geheimkabinett zu finden. Ich suchte,
prüfte die Tapeten nach verborgenen Türen, forschte,
klopfte, ich konnte nichts entdecken. Als ich mein Be-
mühen schließlich aufgab, griff mein Freund schmunzelnd
nach einem Kleiderhaken, an dem sein Hut hing und

siehe, es geschah ein Wunder: es löste sich ein kunst-
voller Mechanismus aus, der Kleiderschrank machte
lautlos plötzlich eine Rechtsdrehung in das Zimmer:
dahinter erschien das Türchen des geheimen Kabinetts.

In einem Landhause sah ich eine Art von Alkoven,
in dem ein Divan stand, darüber hingen an Messing-
nägeln einige Bilder. Auch hier schlug mir der Hausherr
vor, ein Sicherheitsversteck ausfindig zu machen. Ich
forschte, prüfte den Divan, den Boden, die Wand, umsonst.
Schließlich drückte der Hausherr einen der Bildernägel
in die Wand — ein kleines Rasseln und Knacken, und es
ermöglichte sich plötzlich, den ganzen Sitz des Divans zu
heben und durch diese Öffnung auf einer eisernen Treppe
in ein wohleingerichtetes Geheim-Archiv hinabzusteigen.

Sehr beliebt waren auch die in Bibliotheksräumen
eingerichteten Geheimräume. Die Wände einer Biblio-
thek mit ihren Bücherregalen auf den üblichen Schrank-
untersätzen erscheinen durchaus unverfänglich: ringsum
das gleiche Bild: Täfelung unten, Regale mit Pergament
und Lederbänden bis zur Decke. Und doch auch hier
ein versteckter Eingang: ein Druck auf einen unsicht-
baren Knopf, und es zeigt sich, daß ein Regal nur aus
Bücherrücken besteht und eine Tür ist. Einer der ge-
schnitzten Türpfosten ist nur Mache: man drückt, und
 
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