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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Frey, Dagobert: Vom Wesen der Baukunst: sie ist künstlerisch gestaltete Wirklichkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0064

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INNEN-DEKO RATION

haus alexander koch—darmstadt badezimmer. ausf: th1ergartner g.m.b.h.

VOM WESEN DER BAUKUNST

sie ist künstlerisch gestaltete wirklichkeit

J

edem Kunstwerk als ästhetischem Objekte eignet hin- der Architektur als ein ihr wesenhaftes begründet. Die

sichtlich seines ideellen Inhaltes eine gewisse Wirklich- »Zweckbestimmung« des Architekturwerkes besagt

keit, d. h. das Dargestellte ist im Kunstwerk »wirklich«, nichts anderes, als daß wir in ihm unsere »zufällige«

Diese ästhetische Wirklichkeit ist, wenn auch eine all- Umwelt bestimmten Lebensfunktionen entspre-

gemein-ästhetische Erscheinung, doch nicht in allen chend sinnvoll für eine bestimmte Lebens-Ein-

Künsten von gleicher Art. Was Bildkunst und Archi- Stellung gestalten. Hierbei sind unter dieser Lebens-

tektur unterscheidet, ist gerade die verschiedene Art funktion praktische und auch rein ideelle zu verstehen,

dieser ästhetischen Wirklichkeit . . Die Architektur Indem wir unsere Umwelt zweckmäßig und sinnvoll

besteht eben ihrer ästhetischen Wirklichkeit nach als gestalten, scharfen wir aber noch kein Kunstwerk!. Wie

ästhetisches Objekt in der Realität. Sie ist künstle- man die Bildkünste aus der »Nachahmung«, wie man

risch gestaltete Realität. Damit umfaßt sie ebenso ihre ästhetische Wertung daraus ableiten wollte, so ver-

die Baukunst im engeren Sinne als die übrigen tektonisch- suchte man, die technischen Künste aus der Zweckbe-

technischen Künste. Sie gestaltet ebenso den Raum Stimmung zu erklären und darnach zu bewerten. Beide

für unsere Lebensfunktionen als das Gerät für Anschauungen können heute als überwunden gelten . .

unsere Betätigung . . In der Architektur sind wir *

»Mitspieler«, während wir in den Bildkünsten »Zu- Ob Hütte oder Palast, Fabrik oder Kirche: wir
schauer« bleiben. In den Bildkünsten stellen wir die können architektonisch in ihnen nur das Positive, das
Natur dar: »wie wir sie sehen«. In der Architektur: Bejahende der Lebensfunktionen, denen sie dienen,
wie wir sie wollen; d. h. als Wirklichkeit. Die Archi- zum Ausdruck bringen. Im »Häßlichen« handelt es sich
tektur erleben wir erst voll in der lebendigen Bewegung, stets um etwas »Negatives«, — etwas, das wir in Wirk-
im Umhersehen, Umhergehen, in der Durchdringung mit lichkeit nicht wollen können, etwas nicht Seinsollendes,
dem ihr adäquaten Leben . . Indem Architektur Wirk- Das Häßliche kann in den Bildkünsten ästhetisch wertvoll
lichkeit ist, muß sie auch auf uns wirksam sein. In sein, — in der Architektur nicht. Eben dieses Nega-
diesem besonderen Verhältnis ist das »Zweckproblem« tive scheidet es aus der Architektur aus. Dagobert frey.
 
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