Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

DOI Artikel:
Ritter, Heinrich: Der schaffende Mensch
DOI Artikel:
Fischer, Theodor: Aufruf zum Bauen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0098

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

INNEN-DEKORATION

ENTWURF VON JO SAILER-MÜNCHEN KLEINE BOGENFENSTER IN EINEM LANDHAUS

DER SCHAFFENDE MENSCH

Schmuck an einer Gewebe-Fläche ist nicht vor allem
»Verschönerung«, sondern der Nachweis, daß ein
freundlicher Menschen-Gedanke auf dieser Fläche ver-
weilt hat! Er ist Nachweis einer liebevollen Beachtung
und Hervorhebung. Er gibt dem Betrachter die Zeit und
die Achtsamkeit zu fühlen, die ein Mensch auf dieses
Ding verwendet hat, ein Hauch von Wärme liegt darüber
und gibt der Sache eine höhere Wichtigkeit. Die Arbeit
der Menschenhand gibt Gemüts-Wirkungen her, die sich
weder aus ästhetischen noch aus ökonomischen Gründen
— etwa dem höheren Veikaufswert — erklären lassen. .
Handgeaibeitete Spitzen und Stickereien bedeuten eben
einfach den höheren menschlichen Einsatz, die höhere
Arbeitsleistung, die Investierung eines Höheren an Liebe,
Zeit und Sorgfalt. Auch jeder gut gemusterte, gedie-
gene, mit der Maschine gewebte oder gestickte Stoff
bietet einen ästhetischen Genuß. Aber der Mensch fühlt
mehr Wärme, eine höhere Freude dort, wo er mensch-
lichem Lieben und Sinnen begegnet . . Heinrich ritter.

Es gibt eine Kunst, die gleichbedeutend ist mit dem
mechanischen Wiederholen oder besten Falles »Permu-

tieren« überlieferter Anschauungsformen und von jedem,
auch Unbegabten, erlernbarer Kunstgriffe. Sie ist, einer-
lei, in welcher Schulform sie gelehrt und gelernt wird,
ein soziales Übel, eine zivilisatorische Verirrung. . Es
gibt aber auch, und es wird immer geben, eine Kunst,
die von richtig verstandenen Traditionen aus schöpferisch
ins Dunkel der Zukunft voranschreitet. Die soll ver-
mittelt werden, soll aus dem von Naturnotwendigkeit
kleinen Kreis, der ihr Hüter ist, überall dorthin ausstrah-
len, wo man ihrer bedarf. Dazu ist nicht nötig, daß der
tüchtige Handwerker ein Künstler werde und der schöpfe-
rische Künstlererst irgendeine Handwerks-Lehrzeit absol-
viere, — wohl aber, daß der unterweisende Fachmann,
der mit Form befaßte Arbeitskräfte auszubilden hat, sie
nicht zu gleicher Zeit ästhetisch verbilde, hefm. esswein.

*

AUFRUF ZUM BAUEN. Mit dem Bauen soll ein
£\. armes Volk anfangen, damit es wieder reich wird, so
paradox das klingen mag. Durch das Bauen beginnt das
Geld zu rollen wie das Blut durch die Adern. Und wenn
es sein muß: mit künstlicher Atmung. Nur atmen 1 Nur
bauen! Ein Volk, das nicht baut, stirbt! Theodor fischer.
 
Annotationen