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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT HANS BUSER-BKUOO-SCHWEIZ SCHLAFZIMMER. TANNENHOLZ MIT MALEREI
ZUM LOBE DES KÖNNENS
Ars heißt Handwerk, Kunst kommt Ton Können; die Alter nach größerer Sicherheit mit den Mitteln trachtete,
XX. Sprache hält mit gewisser Berechtigung einen Stand die vielen Anderen, die alle wohl wußten, daß man nicht
der Dinge fest, in dem die gewerblichen »Fähig- auslernt in seinem Geschäft, und darnach gehandelt
keiten« als der authentische Seinsbeweis der Künstler- haben . . Andrerseits zeigt die Erfahrung, daß die so-
schaft gelten. Die Mache ist nicht wichtiger als die genannte »Geniedusseligkeit«, eine Haltung, die den
Sache, aber sie gewinnt an Bedeutung, je sachlicher sie soliden Werkstattschaff verschmäht, es auf der ganzen
wird. Ein Schaffender wird ganz natürlich, je stärker Welt noch zu nichts Werthaftem gebracht hat. Wir
sein schöpferisches Ich ihn treibt, umso heftiger nach dem wissen, daß manche begabte Künstlernatur durch den
Können heischen. Es i«t nun einmal so, daß in der Mangel an Zucht und Tucht, — den beiden wesent-
Welt größeres Wollen größere Fähigkeiten in sich be- liehen Handwerkstugenden, um ihre Früchte kam.....
greift, und dieser Umstand gibt dem Handwerk für *
den echten Künstler einen ständigen Adel. Er trachtet Das Lob, das Wert haben will, muß Grenzen kennen,
auch auf diesem Gebiet nach der Vollkommenheit Er Es ist einzusehen: Kunst ist nicht Handwerk allein,
sieht das Ziel einer sinnvollen Erziehung oder Selbst- kommt nicht nur vom Können. Mit einem Glauben an
erziehung zum Können in der Befähigung zur Qualitäts- eine alleinseligmachende Schulung und Übung des Ver-
Arbeit, in der Pflege gediegener Darleistung, denn nicht fahrens, mit dem Akzentuieren der lediglichen Geschick-
das schlaue Flunkern mit den Mitteln, sondern deren lichkeiten kommt man nicht weit. Solange ein Mensch
gewissenhafte Anwendung macht das Schaffen wertvoll, nicht imstande ist, uns in seiner Arbeit lebendige,
* seinshaltige Werte zu bescheren, — und möchte er
Es ist für die Nachwelt immer ein wenig erstaunlich gleichviel alles Könnbare können, — so kommt er doch
zu etfahren, in welchem Maße Geistes-Riesen, — von als Künstler für uns nicht in Betracht. Es gilt daher zu
denen man voraussetzte, die »Technik« sei ihnen in den erkennen, daß das Können, ohne zentraler Verhalt zu
Schoß gefallen, der Bildestoff habe den Befehlen ihres sein, wichtig, unentbehrlich und hülfreich ist, — ja, bei
Genius blindlings gehorcht, — »Handwerker«, unermüd- gesundem Verhältnis als der faßbare Ausdruck des Seins
liehe Bemühte um das Können gewesen sind. Denken zu gelten hat. Bei einem guten Kunstwerk sind Leistung
wir hier an J >h. Seb. Bach, gottbeladen übt er noch und (d. i. technische Lösung, könnerische Vollbringung) und
lernt, drückt in Etüden Tiefstes aus. Erinnern wir uns Tat (absoluter Effekt des schöpferischen Auftriebs,
an Hölderlin; seine Fragmente sind Modelle und Muster Substanzvermittlung)unzertrennlichveibundenund eines,
für das, was arbeiten heißt, für ein wissendes Handhaben Gewiß, es gibt den Fall, daß Einer mehr kann, als er
von Hammer und Feile. Und unsere großen Maler nicht ist, daß vor dem Können zu recht gewarnt werden muß,
zu vergessen, — vor allem Dürer, der noch bis ins hohe daß das Wort »Mache« den anrüchigen Beigeschmack
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT HANS BUSER-BKUOO-SCHWEIZ SCHLAFZIMMER. TANNENHOLZ MIT MALEREI
ZUM LOBE DES KÖNNENS
Ars heißt Handwerk, Kunst kommt Ton Können; die Alter nach größerer Sicherheit mit den Mitteln trachtete,
XX. Sprache hält mit gewisser Berechtigung einen Stand die vielen Anderen, die alle wohl wußten, daß man nicht
der Dinge fest, in dem die gewerblichen »Fähig- auslernt in seinem Geschäft, und darnach gehandelt
keiten« als der authentische Seinsbeweis der Künstler- haben . . Andrerseits zeigt die Erfahrung, daß die so-
schaft gelten. Die Mache ist nicht wichtiger als die genannte »Geniedusseligkeit«, eine Haltung, die den
Sache, aber sie gewinnt an Bedeutung, je sachlicher sie soliden Werkstattschaff verschmäht, es auf der ganzen
wird. Ein Schaffender wird ganz natürlich, je stärker Welt noch zu nichts Werthaftem gebracht hat. Wir
sein schöpferisches Ich ihn treibt, umso heftiger nach dem wissen, daß manche begabte Künstlernatur durch den
Können heischen. Es i«t nun einmal so, daß in der Mangel an Zucht und Tucht, — den beiden wesent-
Welt größeres Wollen größere Fähigkeiten in sich be- liehen Handwerkstugenden, um ihre Früchte kam.....
greift, und dieser Umstand gibt dem Handwerk für *
den echten Künstler einen ständigen Adel. Er trachtet Das Lob, das Wert haben will, muß Grenzen kennen,
auch auf diesem Gebiet nach der Vollkommenheit Er Es ist einzusehen: Kunst ist nicht Handwerk allein,
sieht das Ziel einer sinnvollen Erziehung oder Selbst- kommt nicht nur vom Können. Mit einem Glauben an
erziehung zum Können in der Befähigung zur Qualitäts- eine alleinseligmachende Schulung und Übung des Ver-
Arbeit, in der Pflege gediegener Darleistung, denn nicht fahrens, mit dem Akzentuieren der lediglichen Geschick-
das schlaue Flunkern mit den Mitteln, sondern deren lichkeiten kommt man nicht weit. Solange ein Mensch
gewissenhafte Anwendung macht das Schaffen wertvoll, nicht imstande ist, uns in seiner Arbeit lebendige,
* seinshaltige Werte zu bescheren, — und möchte er
Es ist für die Nachwelt immer ein wenig erstaunlich gleichviel alles Könnbare können, — so kommt er doch
zu etfahren, in welchem Maße Geistes-Riesen, — von als Künstler für uns nicht in Betracht. Es gilt daher zu
denen man voraussetzte, die »Technik« sei ihnen in den erkennen, daß das Können, ohne zentraler Verhalt zu
Schoß gefallen, der Bildestoff habe den Befehlen ihres sein, wichtig, unentbehrlich und hülfreich ist, — ja, bei
Genius blindlings gehorcht, — »Handwerker«, unermüd- gesundem Verhältnis als der faßbare Ausdruck des Seins
liehe Bemühte um das Können gewesen sind. Denken zu gelten hat. Bei einem guten Kunstwerk sind Leistung
wir hier an J >h. Seb. Bach, gottbeladen übt er noch und (d. i. technische Lösung, könnerische Vollbringung) und
lernt, drückt in Etüden Tiefstes aus. Erinnern wir uns Tat (absoluter Effekt des schöpferischen Auftriebs,
an Hölderlin; seine Fragmente sind Modelle und Muster Substanzvermittlung)unzertrennlichveibundenund eines,
für das, was arbeiten heißt, für ein wissendes Handhaben Gewiß, es gibt den Fall, daß Einer mehr kann, als er
von Hammer und Feile. Und unsere großen Maler nicht ist, daß vor dem Können zu recht gewarnt werden muß,
zu vergessen, — vor allem Dürer, der noch bis ins hohe daß das Wort »Mache« den anrüchigen Beigeschmack