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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Wenzel, Alfred: Sachlichkeit, Möbel, Wohnraum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0170

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146

INNEN-DEKORATION

AKCHIT. H. KARPENSTEIN-BERLIN—DAHLEM HAUS STERNBERO- DAHLEM. SODWEST-FRONT

SACHLICHKEIT, MÖBEL, WOHNRAUM

VON ARCHITEKT ALFRED WENZEL-WIEN.

Sachlichkeit« stellt einen Wertbegriff dar und wird
heute im fordernden oder ablehnenden Sinne als
Schlagwort gebraucht. Seine Bedeutung hat sich in den
Jahren gewandelt, erweitert, ohne jedoch präzisiert
worden zu sein. . Einer Zeit, in der man den historischen
Formenapparat temperamentvoll beiseitegeschoben und
an seiner Stelle innerlich empfundene Gefühlskurven in
Möbel oder Fassaden umgesetzt hatte — (um schließlich
zu erkennen, daß man sich neuerdings in die Sackgasse
eines Formalismus verlief) — wurde »Sachlichkeit« die
Forderung eines Sich-Besinnens wohl auf das, was am
Objekte der Gestaltung im wahren Sinne des Wortes
»Sache« ist: Material in seiner Besonderbeit und ver-
schiedenen Bearbeitungsmöglichkeit durch das Werkzeug,
das für sich seine ihm eigentümliche Formensprache dik-
tiert: Rückkehr zu handwerklich-gediegener Solidität. .

In diesen Belangen wurde seitdem manches geleistet
und getan; man sonderte klug die maschinell im Groß-
betriebe herzustellende »Type« von dem in handwerk-
licher Einstellung zu schaffenden »Einzelmöbel«, wobei
die Komplizierung der Herstellung, — die gegenüber
früheren Zeiten, in denenEntwurf und Ausführung von
gleicher Hand entstanden, darin lag, daß der Architekt
für den Tischler zeichnete, — beibehalten werden mußte.
Doch stand jetzt, — während die meisten um den Innen-
raum bemühten Künstler der »Jugendstil«-Zeit, von

der Malerei gekommen, Autodidakten waren, — der
Entwerfende meist in einem näheren Verhältnis zum
Material, sodaß Lösungen erzielt werden konnten,
deren Wert allerdings mehr im Vermeiden des Bisher-
Üblichen als im Neu-Formen lag. Denn auch trockene
Geradlinigkeit war keine endgültige Form; sie konnte
zwar im Augenblicke einer Reaktion auf Formenübermaß
durchaus, bald darauf aber nur dem »Zweckbedürfnis«
Befriedigung gewähren. Man entschloß sich, da man
eine Leere empfand — in irrtümlicher Auffassung der
»Kunstfoim« als einer »dekorierten« Form, — die
Zweckform in diesem Sinne zu adoptieren.

So blieb es uns vorbehalten, das neue Möbel zu
schaffen: Zwecke zu erfüllen und in einer Durchdringung
ganz neuer Art, die eine Uberwindung des bloß Zweck-
lich-Gebundenen nicht in Dekoration sieht, die Zweck-
form zur Kunstform zu erheben: das Möbel wird
Kunstform, wenn es über seinen Zweck hinaus, mit dem
geringsten Materialaufwande, somit möglichst beweglich
(mobile), in seinen Teilen, ihrem Zusammenschluß und
ihren Beziehungen, ihrer Profilierung die Idee der
Funktion so zum Ausdruck bringt, daß es nicht nur
seinem Zweck entspricht, sondern ihn auch in seiner
Erscheinung, im Großen wie im Kleinen, als wirkliche,
vollendete Lösung manifestiert. — Daß eine solche
Einstellung Eintönigkeit im Gefolge habe, fürchten,
 
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