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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Vom Möbel der Neuzeit: Randglossen eines französischen Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0177

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INNEN-DEKORATION

architekt H. karpenste1n-berl1h —dahlem damenzimmer mit blick in den wintergarten

VOM MÖBEL DER NEUZEIT

RANDGLOSSEN EINES FRANZÖSISCHEN ARCHITEKTEN

Das neuzeitliche Möbel bringt eine neue ästhe-
tische Anschauung zum Ausdruck, aber auch neue
Forderungen; eine neue »Mode«, aber auch neue Be-
dürfnisse« —, schreibt Guillaume Janneau in »Les
Echos des Industries d'Art«. »Das Möbel Ton gestern
war »spezialisiert«, es diente in seinen meisten Ele-
menten ganz speziellen Bestimmungen, es entsprach den
besonderen Bedürfnissen einer Gesellschaft, die »seß-
haft« war, ausgefüllt von dem Familienleben, vom Reich-
tum und behäbigen Luxus. . Die Gesellschaft, die heute
jene ersetzt, lebt ganz anders! Sie reist sehr viel, ist
»beweglich«, hat neue Interessen: für die Wissenschaft,
für die Hygiene, die erfrischende Wirkung des Sports,
und hat keine Hausangestellten mehr: alles gute Gründe,
um die Wohnungs-Einrichtung sehr zu »vereinfachen«.

Für diese neue Menschheit gilt es, eine angemessene
und ihrem wahren Bedarf entsprechende Wohnform zu
schaffen. . Welches sind ihre Merkmale? . Die Möbel-
Erzeugung unserer Zeit ist noch zu verwirrt und viel-
fältig, als daß man ohne weiteres die verschiedenen
Formtendenzen aufzeigen könnte. Eine Richtung in der

Wohnungs-Ausstattung macht nicht ohne weiteres einer
neuen Richtung Platz. Sie kommt nicht plötzlich aus
der Mode. Es kommt aber sicherlich eine Zeit, die das
Möbel nicht von dem dekorativen und preziösen Gesichts-
punkt aus betrachtet wie unsere Zeit. . Das Möbel wird
notwendig der Evolution sich einfügen, ein Teil des
Mobiliars dürfte verschwinden. Wir benötigen z. B. nicht
mehr die großen Wäsche-Schränke, in denen die »Aus-
stattungen« sich ansammelten, die der Stolz unserer
Großmütter waren. Und die großen Büfetts? Man besitzt
nicht mehr das Tafelgeschirr für ein »Prunk«-büfett.
Die schlichte Kredenz genügt den heutigen Ansprüchen.

Die Bauart des neuzeitlichen Möbels erfordert tech-
nische Vollendung, präzise Ausführung, vollkommene
Einrichtung; es ist innen mit derselben Sorgfalt ausge-
arbeitet wie im Äußeren. . Wir haben nichts mehr zu
schaffen mit Möbeln, die in banalen »Mode-Musterungen«
entworfen sind. Es handelt sich nicht mehr darum, einer
schnell vorübergehenden Dekorations-Mode zu folgen,
sondern aus den sachlichen Bedingungen der Neuzeit
neue, praktische Gestaltungen herauszuholen«, l.
 
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