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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Behrendt, Walter Curt: Die Zeit des Übergangs
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0178

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INNEN-DEKO RATION

»DIE ZEIT DES ÜBERGANGS«

Das Lebensgefühl der Zeit ist auf das Wesentliche
gerichtet. Es erstrebt die Reinheit der Form als
letzten vollendeten Ausdruck organischen Gestaltens.
Unsere Zeit, allem Spielerischen abgewendet, hat keinen
Sinn mehr für die Reize individueller Form-Variationen.
Sie ist ornamentlos, undekorativ, mit einem Wort anti-
kunstgewerblich. Damit ist die Situation des Kunst-
gewerbes in der Gegenwart gekennzeichnet. . Im Be-
sitz höchster technischer Fähigkeiten und vollendeten
handwerklichen Könnens steht das Kunstgewerbe heute
isoliert. Auf dereinen Seite schafft dieses Kunstgewerbe,
dem Zeit willen entgegen, kostbare, in sich vollendete
Werke für ein kaum noch greifbares Bedürfnis. Auf der
andern Seite produziert es, an dem neuen Gestaltungs-
willen orientiert und mutig der Zeit vorauseilend, für
die ebenso imaginären Räume einer kommenden Archi-
tektur. In jedem Falle fehlt ihm die reale Basis unter
den Füßen, und so im luftleeren Räume schwebend,
teilt es das Schicksal aller bildenden Kunst in dieser
Zeit. Einzig der Umstand, daß das architektonische

Schaffen gegenwärtig mehr und mehr in den Brenn-
punkt aller künstlerischen Interessen rückt, berechtigt
zu der Hoffnung, daß der gegenwärtige Zustand bald
ein Ende finden wird und ein einheitlicher Gestaltungs-
wille in naher Zukunft alle Zweige der gestaltenden
Arbeit gemeinsam erfaßt. . . w. c. Behrendt {m »die form«).



Man bemüht sich förmlich, die schöpferischen
Funktionen auf Dinge zu »beschränken«, die
sich an die Wand hängen, in Konzertsälen hören und
sonstwo zur Schau stellen lassen, wo müßige und wäh-
lerische Leute sich zu versammeln pflegen, um gegen-
seitig ihre Kultur zu bewundern. . Wir brauchen aber
Meister der industriellen Methode. . Wir brauchen Men-
schen, die die formlose Masse in politischer, sozialer,
industrieller und ethischer Hinsicht zu einem gesunden,
wohlgebildeten Ganzen umzuformen vermögen. Wir
haben die schöpferische Begabung allzusehr eingeengt
und zu trivialen Zwecken mißbraucht. Wir brauchen
Männer, die uns den Arbeitsplan aufstellen zu allem,
was recht, gut und wünschenswert ist«. . . henryford.
 
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