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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Osborn, Max: Modernität und Behaglichkeit: ein Wohnhaus in Wilmersdorf von Architekt Harry Rosenthal
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Gedanken über Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0204

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180

INNEN-DEKORATION

der Eßplatz-Nische für die Dienerschaft, geschickt mit
Fußboden-Fliesen in farbigen Streifen ausgelegt. Der
Weinkeller erhält Belebung und Schmuck durch die
farbigen Kapseln der Flaschen, die aus den schwarzen
Regalen vor grauen Wänden blinken. . . Aber es gibt
noch Besonderheiten in dieser Villa, die sobald keine
andere aufweist. Der Wintergarten, in den jener Durch-
gang vom Speisezimmer aus führte, ist mit seinem
bunten Marmorfußboden und seinem von Lehn model-
lierten Brunnen in braun-bläulicher Keramik ein Kabi-
nettstück . Im Untergeschoß öffnet sich ein höchst eigen-
artiger Raum: ein Schwimmbad mit Turnsaal, luftig und
phantastisch ausgestattet. Nicht weit davon empfängt
den Besucher im Untergeschoß ein Kultraum (S. 179),
in fränkischem Kalkstein, von dem sich die bronzene Tür
des Thora-Schreins abhebt, mit dem orientalischen Motiv
eines Steingitters an der Öffnung zum Nebenraum. . .

*

Von diesen Besonderheiten geht der Weg hinauf zu
den Schlafräumen, die, schlicht und ruhig durchgear-
beitet, ihre Wirkung lediglich in den Farben und dem
soliden Material suchen. Das Zimmer des Herrn (S. 180)
hat das Bett in einer mit Platanenholz verschälten Nische.
Im Schlafzimmer der Dame (S. 181) sind die Möbel aus
Mahagoni, der Fußboden altrosa, die Wände in hellerem
Rosa, die Stoffe königsblau. Allenthalben entwickelt
die Möbelarchitektur Formen, die aus dem Zweck her-
vorwuchsen und zugleich elegant wirken. . max osborn.

GEDANKEN ÜBER ARCHITEKTUR

MAHNUNGEN EINES AMERIKANISCHEN ARCHITEKTEN

Der Entwurf für ein Wohnhaus, der nur den »physi-
schen« Bedürfnissen seiner Bewohner Rechnung
trägt, ist das Produkt einer beschränkten wissenschaft-
lichen Auffassung, die beim Physischen und Mechanischen
halt macht und Biologie, Psychologie und Soziologie
hintansetzt. Wenn es geschmacklos war, Stahlgerüste
mit Füllhörnern und Blumen zu dekorieren, so ist es ebenso
geschmacklos, Wohnungen so zu bauen, als kämen die
kleinen Kinder aus Brutöfen auf die Welt, und als ob
Räder, und nicht Hunger und Liebe die Welt regierten.

Das Beste, was die moderne Arbeit geleistet hat,
stützt sich nicht bloß auf die Maschine, sie stützt sich
auf die Menschen, die ihr gebieten. Gerade die un-
bedeutenderen Künstler und Architekten sind es, die in
ihrer Unfähigkeit, die Erzeugnisse der Maschine zu be-
herrschen oder zu gestalten, sie in ihrer Nacktheit ver-
herrlichen. . Es ist das Verhängnis der maschinellen
Baumethode, daß sie den Architekten unerbittlich aus-
schaltet — selbst den Architekten, der ein glühender
Verfechter ihrer Errungenschaften istl . Erstarrt ist die
Stil-Idee, die das maschinelle Bauwesen geschaffen hat:
aus sich heraus kann es ebensowenig einen neuen Stil her-
vorbringen wie eine Mumie Kinder zur Welt bringen kann.
EineZivilisation, welche die Gebäude als bloße Maschinen
auffaßt, endet damit, daß sie die menschlichen Wesen
 
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