Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

DOI Artikel:
Krasnopolski, Paul: Wie das Barock sich einrichtete, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0210

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
186

INNEN-DEKORATION

I

harry KUlENTHal—BhKLiN - WiL MfcKMJUKF badezimmer im »HAUS ih WlLMtKSDORF«

WIE DAS BAROCK SICH EINRICHTETE

n.

n der behaglichen »Wohnstube« arbeitete und speiste schlagen«, andererseits aber nicht den ganzen Tag zu

das Barock für gewöhnlich, hier empfing es seine Be- bellen und zu zanken, z« fluchen und zu schelten, weil

suche, hier war die Herrschaft mit dem Stuben- oder sich das Gesinde mit der Zeit allzusehr an solchen Ton

Kammer-Menschen tätig, saß die Hausfrau am Fenster, gewöhne. Nach diesen einfachen Regeln handelte man

wo sie einen leutseligen Prospekt auf die Straße hatte, um 1700, und die Dienstbotenfrage beschränkte sich auf

verwahrte sie in Wandschränken das Tischzeug, Wirt- die Nachfrage nach Namen, Herkunft und Ver jrangen-

schaftsjreld und ihre Schlüssel. Ein Wand- und Faul-Bett, heit bei Neuaufnahme einer Magd. Das galt ebensogut

hoch aufgebettet und mit einer sauberen Decke über- für die Kammeimagd, die den persönlichen Dienst bei

zogen, ein großes, starres Kissen mit bunter Stickerei der Hausfrau und ihren Töchtern zu versehen, ihnen die

zu Häupten, stand an der Mauer, mehr zum Schein als Hauben zu stecken, die Haare zu schneiden und zu

zu wirklichem Gebrauch, und ähnlichem Zwecke diente kräuseln hatte, als für die Stuben- und Kindermagd, die

auch das zinnerne Handbecken, muschelförmig mit einem Köchin und Haus- sowie die Untermagd, welch' letztere

Aufguß wie ein Walifisch. Ein Stehspiegel, Vorhänge die grobe Arbeit verrichtete, je nach Bedarf in Küche

an den Fenstern, auf dem Gesims Pyramiden und ver- und Keller verwendet, auf den Wäschboden und die

goldete Kugeln oder Bilder aus Holz und Gips — das Holzlege, in Speiskammer und-gewölbe geschickt wurde

schrieb die Kunst und Dekoration für diesen Raum vor. und den Kessel im Bad anheizen mußte. Mit dem heißen

Die Hausfrau ließ hier und in den anderen Gemächern Wasser füllte sie dort die Wanne oder das kupferne

täglich auskehren und regelmäßig reinigen und säubern, Fußbecken, ein messingnes Laugen-Kesselein gab es noch

»damit es nicht so wohl einer Wohnung der Schweine für die Kopfwäsche. Die Wände waren getäfelt, um die

als vernünfftigen Menschen gleiche«. . . Schon damals Kälte nicht eindringen zulassen, und ringsum Bänke. . .

allerdings stand der Eifer der weiblichen Dienstboten Im übrigen hatte die Frau im Hause zu bleiben und

zu ihrer und der Zimmer Zahl bisweilen in einem wesent- ihren Gatten redlich zu nähren. Vom Studieren der

lieh kühleren Verhältnisse als zum männlichen Teil des Weibspersonen hielt man damals nicht viel. Der Weg zum

Haushaltes. Gewohnt, die Dinge beim rechten Namen Herzen des Mannes führte durch den Magen, er war mit

zu nennen, empfahl das Barock der Herrschaft, die faulen guten Rezepten gepflastert, Essen und Trinken hielt Leib

Ehehalten »nur zeitlich mit der Thür vor den Hindern zu- und Seele des Ehepaares zusammen, (schluss Seite 205.)
 
Annotationen