Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0268
DOI Artikel:
Ruppel, Karl Heinrich: Die schöpferische Pause
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0268
DIE SCHÖPFERISCHE PAUSE
Nicht jede Pause zwischen Werk und Werk ist schöp-
ferisch; jeder unlustige, jeder erregte Abbruch ist
nur Ausdruck einer inneren Unsicherheit; er sagt nichts
weiter aus, als daß das, was vorher begonnen wurde, falsch
indes Wortes allgemeinstem und einfachstem Sinn gewesen
ist. Die schöpferische Pause aber zeigt ein neues Erlebnis,
besser: eine neue Erlebensfähigkeit an, ohne die alte zu
degradieren. Sie ist voller Geheimnisse, voller Vorzüge
und Aufbrüche wie die unvergleichliche Stunde zwischen
Mitternacht und Morgen, die Stunde der tiefsten Ruhe
zwischen Abschluß und Vollendung und neuem Anfang
und Beginn. Für den wahren Künstler ist auch die Ruhe,
das Nicht-Tun, schöpferisch. Der Dilettant jeder Sorte
wird gern bereit sein, jedes Unvermögen zum Werk, jede
Faulheit als schöpferische Notwendigkeit auszugeben; man
glaube ihm nicht. Die schöpf erischePause als Punkt des Inne-
haltens, als Bewußtwerden des Weges und des Zieles ist
nur zwischen höchsten schöpferischen Leistungen möglich.
Denn gerade das kennzeichnet sie, daß sie zwar Ruhe,
aber nicht Entspannung bedeutet; es ist eineaktive Ruhe,
eine Spannung des Nicht-Tuns, deren Kapazität nicht ge-
ringer zu sein braucht als die der Spannung des Tuns. k. h.r.
PROFESSOR K. GOTTLOB. AUSFÜHRUNG: A. J. WERSEN-KOPENHAGEN. TISCH IM SPEISEZIMMER
Nicht jede Pause zwischen Werk und Werk ist schöp-
ferisch; jeder unlustige, jeder erregte Abbruch ist
nur Ausdruck einer inneren Unsicherheit; er sagt nichts
weiter aus, als daß das, was vorher begonnen wurde, falsch
indes Wortes allgemeinstem und einfachstem Sinn gewesen
ist. Die schöpferische Pause aber zeigt ein neues Erlebnis,
besser: eine neue Erlebensfähigkeit an, ohne die alte zu
degradieren. Sie ist voller Geheimnisse, voller Vorzüge
und Aufbrüche wie die unvergleichliche Stunde zwischen
Mitternacht und Morgen, die Stunde der tiefsten Ruhe
zwischen Abschluß und Vollendung und neuem Anfang
und Beginn. Für den wahren Künstler ist auch die Ruhe,
das Nicht-Tun, schöpferisch. Der Dilettant jeder Sorte
wird gern bereit sein, jedes Unvermögen zum Werk, jede
Faulheit als schöpferische Notwendigkeit auszugeben; man
glaube ihm nicht. Die schöpf erischePause als Punkt des Inne-
haltens, als Bewußtwerden des Weges und des Zieles ist
nur zwischen höchsten schöpferischen Leistungen möglich.
Denn gerade das kennzeichnet sie, daß sie zwar Ruhe,
aber nicht Entspannung bedeutet; es ist eineaktive Ruhe,
eine Spannung des Nicht-Tuns, deren Kapazität nicht ge-
ringer zu sein braucht als die der Spannung des Tuns. k. h.r.
PROFESSOR K. GOTTLOB. AUSFÜHRUNG: A. J. WERSEN-KOPENHAGEN. TISCH IM SPEISEZIMMER