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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Buber, Martin: Urhebertrieb und Erziehung: Erziehung bedeutet: Auslese der wirkenden Welt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0392

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366

INNEN-DEKO RATION

ENTW.: »HAUS & GARTEN«-WIEN WOHNZIMMER. WOHNUNO S.

URHEBERTRIEB UND ERZIEHUNG

ERZIEHUNG BEDEUTET: AUSLESE DER WIRKENDEN WELT

Die Kunst ist der Bezirk, in dem sich eine allen ge- ins hemmungslos Süchtige erwachsen kann; der unter

meinsame Fakultät der Hervorbringung vollendet; allen nicht zum Eingriff in den Bereich anderer Wesen

mit den Grundkräften der Künste sind alle Men- verführen mag; hier die reine Gebärde, die nicht Welt

sehen elementar begabt; diese Kräfte sind zu ent- sich zurafft, sondern sich ihr »äußert«. . Sollte nicht von

wickeln und auf ihnen, somit auf der natürlichen Selbsttätig- hier aus, — indem man dieses Kostbare sich ganz unbe-

keit ist die Erziehung der ganzen Person aufzubauen. . hindert sich auswickeln und auswirken läßt, die »Gestalt-

Der Mensch, das Menschenkind will »Dinge machen«, werdung« der Menschenperson endlich gelingen?

Das ist nicht bloße Schaulust an dem Entstehen einer Nicht der Freimachung eines elementaren Triebes,
Form aus einer eben noch formlos anmutenden Materie: sondern den Kräften —, die dem freigemachten »be-
wonach er verlangt, ist der eigene Anteil an diesem gegnen«, ist der entscheidende Einfluß beizumessen: den
Werden der Dinge; er will das »Subjekt des Produk- erzieherischen Kräften. Von ihnen, von ihrer Lauter-
tions-Vorganges« sein. . Dieser Trieb, dessen angemesse- keit und Innigkeit, ihrer Liebesmacht und Diskretion, hängt
ner Name mir »der Urheber-Trieb« zu sein scheint, ist ab, in welche Verbindungen das ausgelöste Trieb-
auch nicht mit dem sogenannten »Beschäftigungs- oder Element eingeht, — und somit: was aus ihm wird. . .
Tätigkeitstrieb« zu verwechseln, den es mir übrigens ★

garnicht zu geben scheint (das Kind will herstellen oder Zu zwei für den Bau wahren Menschenlebens unent-

zerstören, betasten oder schlagen usw., aber nie »sich behrlichen Gestaltungen führt der sich selbst überlassene

betätigen«); worauf es ankommt, ist, daß durch die intensiv Urheber-Trieb nicht, kann er nicht führen: zum Anteil

empfundene eigene Handlung etwas »entsteht«, was an einer Sache und zum Einstand in der Gegenseitigkeit.

es vorhin, was es eben noch nicht gegeben hat....... »Einzelwerk« und »Werksache« sind durchaus zweier-

* lei. Ein Ding machen ist ein Stolz des sterblichen Wesens,

Dieser »Urheber-Trieb« muß für das Werk der Er- aber Bedingtsein in einer gemeinsamen Arbeit, die un-

ziehung bedeutsam erscheinen. Hier ist ein Trieb, der, gewußte Demut des Teilseins, der Teilhaftigkeit und Teil-

zu welcher Mächtigkeit auch gesteigert, nie zur Begierde nähme ist die echte Speise irdischer Unsterblichkeit. So-

wird, weil er garnicht auf ein »Haben«, nur auf ein Tun wie der wirkende Mensch in eine Sache eintritt, wo er

ausist; der unter allen nur ins Leidenschaftliche, nicht »Werkgemeinschaft« mit anderen Menschen entdeckt
 
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