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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Lang, Hugo: Der Zauber des Landhauses: das Wunschbild wandelt sich in Wirklichkeit um!
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0413

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XXXVll. JAHRGANG.

DARMSTADT.

NOVEMBER 1926.

DER ZAUBER DES LANDHAUSES

das wunschbild wandelt sich in wirklichkeit um!

Das, was dem Menschen oft erst spät zum Be-
wußtsein kommt und mit allen seinen Konse-
quenzen klar vor Augen steht, ist die »Richtung«,
in der er sich bewegt, das Ziel, dem seine Ent-
wicklung zustrebt. . Es sind zwei sehr entgegen-
gesetzte Richtungen, in denen sich die Entwick-
lung in Bezug auf den Hausbau bewegt, — mit
allen ihren Konsequenzen. Man muß sich da-
rüber im Klaren sein. Die eine weist »In die
Stadt«, die andere »Aufs Land«. Die Menschen-
typen beider Richtungen stehen unter einer starken
»Suggestion«. Für die einen dientals »Wunsch-
bild«, auf das der Blick starr gerichtet ist: der
völlig der Natur entzogene, geregelte Mechanismus
der Betonkuben und Miethaus-Monstren, der sechs-
bis dreißigstöckigen Zukunfts-Baublöcke, mit je
etwa achttausend übereinandergelagerten Wohn-
lingen, dieser dem Bienen- und Ameisenbau ange-
näherten, genormten Massen-Bauzellen, für die
als Neuestes in Vorschlag gebracht wird, — um
den Zusammenhang mit der »Natur« doch nicht
ganz aufzugeben, — in jedes Stockwerk loggia-
artig sogenannte »Gärten« einzubauen, — die natür-
lich weder Sonne noch Regen jemals sehen. —Für
die andere Richtung, mit dem »Zug ins Grüne«,

dient als »Wunschbild«, im eigentlichsten Sinne
des Wortes, da es noch für so viele das in uner-
reichbarer Ferne platonisch geliebte Ideal bleibt,
dennoch aber als klar schaubare Vision: das »freund-
liche Landhaus«, das Kleinwohnhaus, das unter
dem freigespannten Bogen des Himmels, von Luft
und Sonne überspült im Grünen gebettet liegt. Es
ist das Wunschbild des anderen Menschentyps, der
die Natur benötigt, als Gegengewicht gegen die
Mechanisierung, dem das Wissen um die Bedeu-
tung der »Entspannung« und »psychischen Rege-
neration« als innere Kraftquelle nicht verloren ge-
gangen ist. Dem Mechanismus der entzauberten
Großstadt-Zelle stellt er den Organismus der länd-
lichen Siedlung, den »Zauber des Landhauses«,
des Wohnens in reiner Luft und Sonne entgegen.
Da wir heute wissen, daß »die Suggestion oder
Autosuggestion eine schöpferisch lebendige Idee
ist, die sich unterbewußt in einen Akt, das heißt in
Wirklichkeit umwandelt«, so gilt es, das Ideal
des Landhauses, der Siedlung als lebendige Idee
festzuhalten, damit es sich, jetzt oder später, ver-
wirkliche. Das Wohnen auf dem Lande, dar-
über besteht kein Zweifel, hat als die menschlich
höhere Wohnform die Zukunft für sich, hugo lang.

1926. XI 1.
 
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