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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 37.1926

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Handwerks-Ausbildung
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Herrigel, Hermann: Mensch und Maschine
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https://doi.org/10.11588/diglit.10704#0457

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INNEN-DEKORATION 431

professor adolf o. schneck-stuttgart schrank im schlafzimmer. kirschholz

entweder wieder zum Handwerk zurückkehren »MENSCH UND MASCHINE«
oder sich im Innenausbau auf einem Architekturbüro oder l~Ve Maschine regiert. Durch sie ist das menschliche
auch bei Anfertigung der Einzelmöbel in der Möbel- Y_J Leben eng gefesselt, dem fürchterlich exakten Willen
fabrik betätigen. . Durch die Errichtung einer Fachklasse des Mechanismus unterworfen«, schreibt Paul Valery.
in der Kunstgewerbeschule bereiten wir zugleich die be- »Diese Werke des Menschen sind streng. Sie wirken
gabteren Schüler für unsere Entwurfsklasse vor. Die jetzt auf ihren Schöpfer zurück und bilden ihn nach sich
wenigen Schüler, die wir zum Entwerfen aufnehmen, selbst. Sie bedürfen gut gedrillter Menschen; sie ver-
müßten eigentlich für uns in der Gewerbeschule vor- wischen nach und nach deren Unterschiede und machen
bereitet werden. Da die Vorbildung in der Gewerbeschule sie geeignet für ihre regelmäßige Arbeit, für die Ein-
unseren Ansprüchen bei weitem nicht genügt, sind wir ge- förmigkeit ihrer Norm. Sie schaffen sich also eine Mensch-
zwungen, den vorbereitenden Unterricht selbst zu geben. heit zu ihrem Gebrauch, fast nach ihrem Bild. Je nütz-
Der Lehrer, der den praktischen Unterricht gibt, ist ein licher die Maschine uns scheint, umso mehr wird sie
gelernter Handwerksmeister und zugleich Leiter der es; je mehr sie es wird, umso weniger ganz werden

Werkstätte, steht mit der Praxis und mit all den Ver- wir, — unfähig, uns ihrer zu begeben«............

suchen, die wir in unserer Werkstatt machen, dauernd in *

Fühlung. Das ist natürlich ein sehr großer Vorzug gegenüber Martin Buber sagt in »Ich und Du« : »Das einzige, was

der Gewerbeschule, in welcher der praktische Zeichen- den Menschen zum Verhängnis werden kann, ist der

Unterricht von Leuten gegeben wird, die in geringer oder Glaube an das Verhängnis«. . Der »Glaube« an das

gar keiner Fühlung mit dem Handwerk stehen«. . sch. Verhängnis ist in Wahrheit nicht Glaube, sondern die

* Angst, die einem Begriff dadurch, daß sie ihn isoliert und

DER BAU eint alle gestaltenden Arbeiter—vom Hand- ihm eine prinzipielle Betonung gibt, substanzielle Realität

werker bis zum Künstler — zum gemeinsamen Werk, verleiht. . Paul Valery sagt nicht bloß, daß Menschen

Daher muß die Grundlage der Schulung so breit sein, daß unter der Maschinenarbeit leiden (wobei noch zu fragen

jede Begabung über sie ihren Weg findet. . w. gropius. wäre, ob es die Maschine an sich ist, die ihnen Leiden
 
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