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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Koch, Alexander: Die Entwicklung des deutschen Wohnbaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0019

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DIE ENTWICKLUNG DES DEUTSCHEN WOHNBAUES

VORWORT DES HERAUSGEBERS

Die Entwicklung des deutlchen Wohnbaues — der Innenausstattung wie
der Architektur — wird immer ftärker durch die geiftige Aufgefchloffenheit
beftimmt, mit der unfere Baukünftler neue Fragen, die fich bieten, auffallen und
neuen, zeitgemäßen Löfungen nachfinnen. Mit Abficht nenne ich dies eine
geiftige Bewegtheit; denn ganz offenfichtlich wird heute die Arbeit unferer
Architekten von einem fehr energifchen Teilnehmen an dem allgemeinen, geiftes-
gelchichtlichen Fortfehreiten beeinflußt. So lieht man auch hier den veralteten
Begriff des Nur-Fachmannes fich erweitern, man lieht wieder eine der ftarren
Schranken zwilchen Kunft und Leben dahinlchwinden. Der Architekt fühlt fich
immer mehr in den Mittelpunkt des geiftigen und kulturellen Gefamt-
gelchehens geftellt. Wie heute überall die Lebens- und Wi Ifens gebiete inniger
ineinandergreifen — weil fie doch alle im Leben ihren gemeinfamen Beziehungs-
punkt haben — fo hat auch die Baukunft ihre Beziehungen zum Ganzen der Kultur
viel ftärker fühlen gelernt; das alte Wort von der Baukunft als der »Königin
aller Künfte« gewinnt vor unferen Augen einen neuen Sinn.

So hat der von mir herausgegebene Band »Farbige Wohnräume« deutlich
gezeigt, wie eng die Zufammenhänge dieler neuen Raum-Ideen mit der ge-
tarnten Geifteslage der Gegenwart find. Und fo ift es weiterhin verftänd-
lich, daß die Architekten in ihrem Bemühen, den »Geift der Zeit« darzuftellen,
immer kühnere Wege einlchlagen. Verhielt der Wohnbau fich bisher zu ge-
wiffen neuen Form-Grundfä^en noch etwas referviert, überließ er es mehr dem
induftriellen oder Zweckbau, fich in deutlicher Weife zum Mafchinen-Zeitalter
zu bekennen, fo ftehen wir jet^t vor ftets fich mehrenden Verfuchen, auch dem
Wohnen des Menfchen eine ausdrucksvolle Gegenwartsnote zu geben.
Man braucht durchaus nicht mit fliegenden Fahnen zu den Neuerern überzu-
gehen, aber man wird ihr Streben im feiner Ernfthaftigkeit, vor allem in feiner
geift igen und Ökonom ifchen Begründung anerkennen mülfen. Es geht
ficherlich zu weit, wenn hie und da behauptet wird, durch das Auftreten der
»kommenden Baukunft« fei alle bauliche »Erbmalfe« in Baufch und Bogen er-
ledigt. Aber erfreulich ift in jedem Falle die energilche, tätige, nicht bloß theore-
tifierende Auseinandersetzung mit den neuen Architekturgedanken; nur fo kann
fich zeigen, was in ihnen bloßer Sturm und Drang, und was wirklich ein
Fortlchritt zu einer dem modernen Lebensgefühl entfprechenden Wohnform ift.
Auf jeden Fall find heute die Fragen des neuen Innenraumes und des neuen
Wohnbaus erneut in Fluß geraten, und nichts ift für den Kunftfreund be-
 
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