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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Volkelt, Johannes: Vom Schauen des Schönen: ästhetische Lust bedeutet Belebung
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Hofmann, Herbert: Das Erlebnis der Form
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0037

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT WALTHER SOBOTKA-WIEN DAMENZIMMER U. TÜRE ZUM SCHLAFZIMMER

»Wirklichkeits-Ferne«. Sie ist tiefe »Erregung« und nicht DAS ERLEBNIS DER FORM
minder tiefe »Beruhigung« in Einem, — eine schwer be-
schreibbare Einheit von Hingabe und Abgelöstheit, von Alles Leben bewegt sich zwischen den beiden Polen:
liebendem Eingreifen und keuschem Fernbleiben. Aus x~\ Form und Geist. Keiner allein besitzt aus sich die
der Gewißheit des ästhetischen Betrachters: aus dem Kraft, zu sein und zu wirken. . Die Form hat im Dienst
Alltag»hinausgehoben«,voneinerreineren,stofflosenWelt des Geistigen interpretatorische Bestimmung von höchster
umfangen zu sein und doch auch wieder in der bunten Fülle Wichtigkeit, sie ist die organische, körperhafte Reaktion
der Wirklichkeit »mitten drinnen« zustehen, entspringt der einer geistigen Spannung gegen die Umwelt, sie ist die
ästhetischen Lust ihre eigentümlichen »Weihe«. . Die lebendige, immer aktive Instrumentation aller geistigen
ästhetische Lust stellt sich in ihrer Gesamtqualität dem- Lebenswerte. Sie bleibt immer Spiegel der Ge-
nach als eine zwischen dem Vitalen und dem Idealen in sinnung, sie ist überall beredte Sprache. Indem sie
uns harmonisch schwebende, uns tief erregende und zu- durch eines Menschen Impuls ins Dasein gestoßen wird,
gleich entlastende und ebendamit sich uns als weihevoll trägt sie diesen Impuls weiter, — immer wirkend: em-
zu fühlen gebende Belebung unseres Selbstes dar. porreißend oder verderbend. . Wir können der Form im

* zwanghaften Vollzug unserer Auseinandersetzung mit

Wenn wir uns der Betrachtung von Kunstwerken hin- den Erscheinungen des Lebens nicht entrinnen; wir

geben, kann es geschehen, daß wir mit der Schönheit müssen ihnen standhalten, denn sie formen alle letzten

selbst Umgang zu haben glauben. Unser Schauen richtet Endes auch unser Schicksal. Im ununterbrochenen

sich dann nicht nur auf das bestimmte Kunstwerk, sondern Begegnen mit der Form bilden wir uns selbst, ge-

auch auf eine lichte Tiefe, die sich hinter dem Kunstwerk stalten wir Charakter und Weltanschauung, gestalten wir

auftut. Wem dies zuteil wird: der fühlt sich in das Reich in uns selbst die Beziehung zwischen Form und Geist:

des Schönen aufgenommen; ihn durchströmt die Gewiß- die Harmonie unserer Lebensform. . Das Harmonische

heit: es gibt eine Welt des makellosen Schönen; sie ist aber ist das Unerklärbare, das sich in unser Gefühl mit

kein bloßes Phantasie-Gebilde, sondern lebensvolle Wirk- gewaltigem Eindruck einfügt. Das Erleben aller leben-

lichkeit. Er glaubt an ein Urbild des Schönen, an ein Ur- digen Form bleibt allein dem Gefühl vorbehalten. In

schönes, und er glaubt nicht nur daran, sondern er er- das tiefe Geheimnis der Formzeugung vermag der Ver-

schaut es, er hat die »Idee des Schönen«, das Schöne stand nie ganz einzudringen, denn das Lebensvolle bildet

in seinem An-und-für-sich-Sein gegenwärtig vor sich. . sich mit seltsamer Zwanghaftigkeit intuitiv, unberechnet

JOHANNES VOLKELT (»zur Psychologie des ästhetischen gkniessensc) und Unberechenbar, Ungewollt......HERBERT HOFMANN.
 
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