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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Hoche, Paul: Die Wohnung und das Kind
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0056

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INNEN-DEKORATION

professor karl pullich-w1esbaden kinderzimmer mit eingebaut. spielschrank

DIE WOHNUNG UND DAS KIND

Fast jeder von uns trägt aus frühesten Kindertagen sammenklang herrschen, nicht auch im jungen Menschen

ein unverblaßtes Bild der elterlichen Wohnung in eine Grundlage vornehmer Lebensgestaltung schüfen. .

seinem Herzen. Noch in späten Jahren leitet uns oft die Der im Hause herrschende Geist, die im Hause und im

Erinnerung in unsere erste Heimstätte zurück. »So stehst Wohnraum waltende Form formt auch das werdende

du, o Schloß meiner Väter, mir treu und fest in dem Sinn«, Kind. Jede Wohnung hat ihren besonderen ethischen

singt Chamisso in der Fremde von seiner schönen Heimat. Einschlag, so schickt sie den Menschen von guter Haltung,

Die Wohnung ist die erste Lebensstätte des Menschen, so den ungeformten Menschen ins Leben hinaus......

hier wirken tagtäglich in immer gleicher Weise Eindrücke Zwei Gegensätze bestimmen das Leben der Menschen;

auf die junge Seele, die empfänglich jedes Ding in sich sie lassen sich in die Begriffe »Daheim« und »Draußen«

aufnimmt. Die Seele heftet an die Wahrnehmungen ge- fassen. Das Kind empfindet diesen Kontrast noch nicht,

mütserfüllte Empfindungen; es bilden sich in diesem Vor- Wohl aber soll sich ihm das Wesen des Heims deutlich

stellungskreis die Wurzeln des Wollens. So wird die offenbaren, daß es zum unverlierbaren Besitz wird. Das

Wohnung zur wirkenden ersten Umwelt des werdenden Heimgefühl wird kontrapunktisch die Lebensmelodie

Menschen, die bereits die Richtung seiner Entwicklung ent- tragen, Stimmungen und Erinnerungen schaffen, die im

scheidend mitbestimmt. Sie wird Teil seines Schicksals. . Manne noch nachklingen und neue Familienkultur schaffen.

* *

Im Umkreis der hellen, freundlichen Wohnung schaut Wir brauchen Wohnungskultur um unserer selbst

das Kind vielerlei, um das der Geist seine Gedanken spinnt, willen, brauchen Heimpflege schon um der Kinder willen,

die Phantasie Einbildungen rankt und das Gemüt die Ge- Man sagt: daß jeder Mensch »die Kinderstube mit

fühle regt. Es bilden sich Maßstäbe für den Lebens- sich herumträgt«, wenigstens auf die Umgangsformen

Stil in ihm. Es müßte sonderbar zugehen, wenn die guten bezogen. Das Wort hat einen tieferen Sinn. Jeder trägt

Vorbilder eines geläuterten elterlichen Lebensgefühls, in mannigfaltigster Beziehung die Kindheits - Wohnung

eines Heims, in dem Reinlichkeit, Ordnung, gute Anord- mit sich herum, sie gestaltet mit seine Persönlichkeit, sie

nung sinnvoll-zweckmäßige Gestaltung, harmonischer Zu- wird tatsächlich mit zu seinem Schicksal. . paulhoche.
 
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