DOI Artikel:
Wilhelm, Richard: Die Kultur zweiter Stufe
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0132
112
INNEN-DEKO RATION
ZWEITER STUFE
DIE KULTUR deten Kultur.. Das Technische
ist heute nicht mehr euro-
päisches Sondergut. Die Tech-
Der Westen hat im letzten nik würde wohl auch Besitz-
Jahrhundert eine mecha- tum der Menschheit bleiben,
nische Zivilisation ge- selbst wenn die europäische
schaffen, die alles übertrifft, r'ü» Rasse aus der Kulturarbeit der
was seit Menschengedenken Menschheit ausscheiden würde,
auf der Erde sich fand. Nicht Was den Weg anbelangt,
nur eine einzelne Kultur, son- auf dem die Menschheit ge-
dern die ganze Menschheit genwärtig sich befindet, so
ist in diese Periode ein- werden wir ohne Bedenken
getreten. . Die Maschine die Richtung erkennen, daß
wirkt nivellierend. Sie erspart die Zeit der besonderen, raum-
Kräfte. Frauen und Kinder gebundenen Kulturen ihrem
können sie nahezu ebensogut li Ende entgegengeht. Das Ur-
bedienen wie der Mann. Darum -)M gestein der verschiedenen alten
wirkt die Maschine proletari- ^ T .. ~*~ w Kultur-Richtungen hat sich voll-
sicrend. Wo sie hinkommt, \ff ^Sßm^^^ ' kommen zerrieben. Der Sieges-
verschwinden die autoch- ^JJ^^ « zug der Maschinen-Technik
thonen Kulturen. Sie wirkt gibt jedoch eine universale
vernichtend auf alle anderen '\m ■ —^ *figf|3y^ j» Grundlage für jede künftig
menschlichen Daseinsformen. ^BfiBSM Hlfeb M mögliche Kultur. Die neue
Die Maschinen-Kultur ver- ^^tSSäBBS*^^^^ Kultur wird sozusagen eine
nichtet alles andere, weil sie »Kultur zweiter Stufe«
zu »einfach« ist. . Wenn man werden, deren Elemente nicht
die Wahl hat, ob man sich mehr »Naturprodukte«, son-
Feuer bohren will aus wohl- dern ausschließlich »Kultur-
gut!. uumcii ENTWURF: F. A. BREUHAUS. LÜSTER IM SPEISEZIMMER . ,
gewählten Holzern, oder ein Produkte« sind: ein »Uber-
Streichholz anstecken, so setzt bau« über sämtlichen bis-
sich das Streichholz mit Sicherheit durch, denn es hat herigen Kulturen. . Damit hängt zusammen eine immer
die Logik des Gesetzes der »Kraft-Ersparnis« für sich. weitergehende Verselbständigung des Einzelnen.
So geht es schließlich mit fast allem Mechanischen ; denn Die naturhaften Bindungen des Individuums durch spontan
es bedarf weder der Weisheit noch der Kraft, — sondern gewachsene Gruppen treten immer mehr zurück. Die
nur der Geschicklichkeit und der Übung. . Im Tosen der Organisation der Gesellschaft wird immer mehr bewußt,
Maschinen gelten andere Relationen als in der Naturver- rationalisiert werden. Träger der Kultur-Seele wird
bundenheit einer auf Handarbeit und Ackerbau gegrün- künftig der Einzelne sein......Richard Wilhelm.
AUSSTELLUNG GEBRÜDER SCHÜRMANN-KÖLN. KREDENZ IN PAL1SANDER. ENTWURF•• FRITZ AUG. BREUHAUS
INNEN-DEKO RATION
ZWEITER STUFE
DIE KULTUR deten Kultur.. Das Technische
ist heute nicht mehr euro-
päisches Sondergut. Die Tech-
Der Westen hat im letzten nik würde wohl auch Besitz-
Jahrhundert eine mecha- tum der Menschheit bleiben,
nische Zivilisation ge- selbst wenn die europäische
schaffen, die alles übertrifft, r'ü» Rasse aus der Kulturarbeit der
was seit Menschengedenken Menschheit ausscheiden würde,
auf der Erde sich fand. Nicht Was den Weg anbelangt,
nur eine einzelne Kultur, son- auf dem die Menschheit ge-
dern die ganze Menschheit genwärtig sich befindet, so
ist in diese Periode ein- werden wir ohne Bedenken
getreten. . Die Maschine die Richtung erkennen, daß
wirkt nivellierend. Sie erspart die Zeit der besonderen, raum-
Kräfte. Frauen und Kinder gebundenen Kulturen ihrem
können sie nahezu ebensogut li Ende entgegengeht. Das Ur-
bedienen wie der Mann. Darum -)M gestein der verschiedenen alten
wirkt die Maschine proletari- ^ T .. ~*~ w Kultur-Richtungen hat sich voll-
sicrend. Wo sie hinkommt, \ff ^Sßm^^^ ' kommen zerrieben. Der Sieges-
verschwinden die autoch- ^JJ^^ « zug der Maschinen-Technik
thonen Kulturen. Sie wirkt gibt jedoch eine universale
vernichtend auf alle anderen '\m ■ —^ *figf|3y^ j» Grundlage für jede künftig
menschlichen Daseinsformen. ^BfiBSM Hlfeb M mögliche Kultur. Die neue
Die Maschinen-Kultur ver- ^^tSSäBBS*^^^^ Kultur wird sozusagen eine
nichtet alles andere, weil sie »Kultur zweiter Stufe«
zu »einfach« ist. . Wenn man werden, deren Elemente nicht
die Wahl hat, ob man sich mehr »Naturprodukte«, son-
Feuer bohren will aus wohl- dern ausschließlich »Kultur-
gut!. uumcii ENTWURF: F. A. BREUHAUS. LÜSTER IM SPEISEZIMMER . ,
gewählten Holzern, oder ein Produkte« sind: ein »Uber-
Streichholz anstecken, so setzt bau« über sämtlichen bis-
sich das Streichholz mit Sicherheit durch, denn es hat herigen Kulturen. . Damit hängt zusammen eine immer
die Logik des Gesetzes der »Kraft-Ersparnis« für sich. weitergehende Verselbständigung des Einzelnen.
So geht es schließlich mit fast allem Mechanischen ; denn Die naturhaften Bindungen des Individuums durch spontan
es bedarf weder der Weisheit noch der Kraft, — sondern gewachsene Gruppen treten immer mehr zurück. Die
nur der Geschicklichkeit und der Übung. . Im Tosen der Organisation der Gesellschaft wird immer mehr bewußt,
Maschinen gelten andere Relationen als in der Naturver- rationalisiert werden. Träger der Kultur-Seele wird
bundenheit einer auf Handarbeit und Ackerbau gegrün- künftig der Einzelne sein......Richard Wilhelm.
AUSSTELLUNG GEBRÜDER SCHÜRMANN-KÖLN. KREDENZ IN PAL1SANDER. ENTWURF•• FRITZ AUG. BREUHAUS