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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Schürer, Oskar: Gedanken über Einheitlichkeit: das Stück-Individuum als Raum-Kollektivum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0159

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INNEN-DEKORATION

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FERDINAND GÖTZ-MÜNCHEN WOHNDIELE. HAUS ST.-FELDAFING

GEDANKEN ÜBER EINHEITLICHKEIT

DAS STÜCK-INDIVIDUUM ALS RAUM-KOLLEKT1VUM

Einheitlichkeit des Kunstwerks ist ein alt-anerkanntes gestaltet und auch zusammengestellt sind. Diese »Ein-
Prinzip allen Kunstschaffens. Es wirkt in den Kanons heitlichkeit des Stils« als Ziel gewinnt immer an Interesse,
der Griechen, in den großen Architektur-Ordnungen wo ein neues Wollen um neue Formen ringt. Also ge-
ebenso wie z. B. in den skulpturalen Gesetzlichkeiten rade heute, und sicher können wir heute schon hin und
eines Polyklet. Es kehrt dann im Mittelalter wieder als wieder von einer modern stilvollen Einrichtung sprechen,
»integritas« bei Thomas von Aquino. Und daß es seit Eine andere Art von Einheitlichkeit ist die der »Qua-
der Renaissance eines der bewußtest angewendeten Prin- Ii tat«. Oft treten wir in Räume, in denen Barock-Möbel
zipien ist, bedarf keiner umständlichen Beweisführung. neben solchen um 1860 und einem ganz modernen stehen,
Nur w o sich diese Einheitlichkeit auswirken sollte, das — und doch empfinden wir kein peinliches Gegeneinander
hat im Laufe der Entwicklung verschiedene Einstellungen der verschiedenen Stücke. Sie sind eben in einer so
ergeben. Daß die Kunst der neueren Zeit eine Einheitlich- hohen Qualität gearbeitet, daß dieser Ernst der Leistung
keit nicht nur im »Gemütlichen«—wie die Generationen harmonisch zusammenklingt und die Stil-Verschieden-
vorher — sondern auch wieder im Formalen forderte, heiten auf einer anderen Ebene zusammenklingen läßt,
das ist eines ihrer Haupt-Merkmale. . Dieses Prinzip Wenn wir einen solchen Fall genauer untersuchen, so wer-
der »Einheitlichkeit« spielt auch in alle Schichten der den wir bemerken, daß da noch ein Anderes mit herein-
angewandten Kunst herein. Wir spüren sehr genau, ob wirkt. Und mit diesem Anderen kommen wir zu einer
ein Raum einheitlich eingerichtet ist, oder ob da ver- dritten Art von Einheitlichkeit, zu jener, die im Innen-
schiedene Form-Impulse herrschen. Wir spüren es, ohne räum erst eigentlich die »künstlerischeEinheit«schafft,
es uns recht bewußt zu machen. Aber erst die Bewußt- die aus dem Keim der Schaffens-Impulse heraus wirkt. .
machung befähigt zu eigenem Urteil und Verständnis. . Innerhalb der verschiedenen Stücke einer gleichhohen
Im Wohnraum, so wie er uns tagtäglich umgibt, Qualität der Arbeit bemerken wir nämlich bei genauerem
können wir dreierlei Arten von »Einheitlichkeit« unter- Hinsehen eine in verschiedenen Abwandlungen wieder-
scheiden. Zunächst die des »Stils«. Ein Zimmer der kehrende »Grundform«, oder aber lauter Einzelformen von
Gotik, Renaissance, des Rokoko usw. bekundet sofort einer im Grunde gleichgearteten »Form-Gattung«. Und wir
eine zwingende Einheitlichkeit, in der alle Einzelheiten spüren, daß von dieser Art Einheitlichkeit der angenehme
 
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