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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Mathéy, Georg Alexander: Liebe zur Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0184

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164 INNEN-DEKORATION

PROFESSOR GEORG ALEXANDER MATHEY-LE1PZ1G. WANDMALEREI IM SPEISEZIMMER DR. M. K.-LE1PZ1G

LIEBE ZUR WANDMALEREI

VON GEORG ALEXANDER MATHEY

Wenn ich ein Haus besäße, müßte ein Künstler, den heranzuziehen. Es geschieht nur in den allerseltensten

ich liebe, einen Raum mit Malereien schmücken, Fällen, denn das Geld, das zu Anfang des Baues dafür an-

ihm zur Freude und mir — denn ich weiß nicht, wer von gesetzt war, ist bis zu seiner Beendigung längst verbraucht,

einer solchen Arbeit mehr beglückt ist — der Schaffende Aber weh tut es mir, wenn ich in ein schönes neues

oder der Schauende. Kürzer und intensiver vielleicht der Haus komme, voll erlesener Kultur — und doch nirgends

Schöpfer; länger, zärtlicher zugleich der tägliche Bewohner, eine Spur, daß man bei der Ausstattung auch den Maler

Es gibt nichts, was für einen Maler begehrenswerter mit herangezogen hätte. Ganz gewiß geschah es nicht

und beglückender wäre, als ein Werk für einen bestimmten aus Absicht, sondern einfach, weil viele garnicht mehr

Raum zu schaffen. Wohl schon seit den Tagen der wissen, wie ein schön gemalter Raum aussieht.......

Ägypter, über Giotto, Michelangelo — bis Peter Cornelius Heute gelten noch die Schlagwörter: echtes Material,
und Slevogt. Etwas von der Frische, der Freude, der kostbarer Stein — edle Hölzer. Aber was ist selbst das
Kraft, mit der man eine solche Arbeit anpackt, geht kostbarste Material gegen eine gute Malerei, — was ist
unbedingt in sie über, und leuchtet immer wieder daraus, der schönste Marmor gegen die Herrlichkeiten der Fres-
selbst an trüben Tagen. Daß kluge und kultivierte Bau- ken Michelangelos in der Sixtina; und sind doch nur
herren und Architekten — unter ihnen als einer der ersten armseliger Kalk und ein wenig Farbe! — Es sollte also
wieder Bruno Paul — diese Tatsache erkannt und uns wohl lieber nicht »edles Material«, sondern: »Veredlung
vor Aufgaben solcher Art gestellt haben, sei ihnen hoch des Materials« heißen. . Dann aber ist die schön be-
angerechnet. Doch muß der Gedanke: »Wandmalerei« malte Wand die edelste Materie, die es gibt........

viel mehr noch als jetzt Gemeingut größerer Kreise werden. Und es muß sogar nicht immer Malerei sein. Mit
Ich will nicht einmal von den Aufgaben sprechen, Entzücken denke ich der reizenden alten Tapeten-Sup-
welche der Staat oder die Städte ihren Künstlern zu raporten, Streifen und Füllungen. Mit Landschaften,
stellen verpflichtet wären — an die vielen Möglichkeiten, Blumen und Figuren darauf. Hier wäre ein neues Feld un-
Maler bei der Ausgestaltung von Räumen in Rathäusern, erschöpflicher Tätigkeit für die Tapeten-Industrie. Aber
Museen, Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden es müßte aus dem Geiste unserer Zeit heraus entstehen,
 
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