Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

DOI Artikel:
Einige Haus-Inschriften: sie bekunden die Freude am Heim
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
198 INNEN-DEKO RATION

ARCHITEKT LUDWIG KOZMA-BUDAPEST WOHN-D1ELE MIT BEMALTEM SCHRANK

EINIGE HAUS-INSCHRIFTEN

SIE BEKUNDEN DIE FREUDE AM HEIM

Manche ältere — aber auch neuere Gebäude weisen
mehr oder minder humorvolle »Haus-Inschriften«
auf. Während einer längeren Fußreise sammelte ich einst
mit großem Vergnügen eine Anzahl solcher »Haussegen«.
Am meisten finden sich die alten Sprüche: »An Gottes
Segen ist alles gelegen!« und »Grüß Gott, tritt ein, bring
Glück herein!« Doch bald entdeckte ich an einem Land-
häuschen ein Sprüchlein, das die Antwort auf die Frage
»Miethaus oder Eigenheim?« zu enthalten schien: »Ein
Mann, der muß wohnen in ander Leut Häuser, ist ärmer als
ein Karthäuser«. Noch krasser bekundet ein sächsischer
Eigenheim-Besitzer seine Erfahrungen. »Die Häuser-
spekulanten treff der Tod, bereichern sich an andrer
Wohnungsnot! An mir kühlt nun kein Hauswirt mehr sein
Mütchen, — ich habe jetzt für mich allein mein Büdchen«.

*

Viele Eigenheim-Besitzer betonen, wie sich feststellen
ließ, gern ihr Deutschtum durch Haus-Inschriften, z. B.:
»Wer unter meinem Dach verkehrt, der halte deutsche
Sitte wert! Den fremden Gast bewirt ich gern, doch
fremde Sitte bleib uns fern!« An einem Hause in der
sächsischen Schweiz steht der Spruch: »Bist du von
echtem deutschen Schlag, Sag nicht: »Bon jour!« sag
»Guten Tag!« Sag nicht: »Adieu!« beim Heimwärts-
geh'n, sag' deutsch und schlicht: »Auf Wiederseh'n!«. .

Kerniger Humor kommt häufig zum Ausdruck, so
fand ich an dem Hause eines Großbauern den Reim:
»Und spotten die feindlichen Stoffeln, wir hätten die
größten Kartoffeln, — wir freuen uns, daß sie so groß,
die Feinde beneiden uns bloß«. . Resignation klingt ohne
Zweifel aus dem Vers: »Das Bauen wär eine feine Kunst,
wenn einer hätte das Geld umsunst«. . Einer, der sich
wohl vorher nicht klar über die Kosten war, schrieb
an sein Haus: »Das Bauen ist eine Lust! Wenn ich ge-
wußt, was es gekust, ich hätt' euch was gehust«......

Ein Haus von schlichter Architektur, das neben über-
ladenen Kitschpalästen steht, weist den Spruch auf:
»Manch Gebäude zeugt, wie man kein Geld daran gespart,
sondern nur den Verstand«. . Und daß es einer nicht
jedem recht machen kann, besagt die Inschrift: »Wer da
bauet an der Straßen, der muß die Leute reden lassen«.
Ein anderer Hausspruch weist gleich jeden Kritiker in
seine Schranken: »Ich hab gebaut nach meinem Sinn,
drum Gaffer, geh' nur immer hin, und wem die Bauart
nicht gefällt, der bau' sich's besser für sein Geld!«. .
Einer ist sogar über jede Kritik erhaben, er gab seinem
Hause diesen Spruch: »Daß mein Bau gerecht und schön,
muß doch jeder Blinde sehn.«. . Manche Häuser reden
gern »klassisch«, so findet man hier und da den römischen
Gruß: »Salve!« Ein glücklicher Landhaus-Besitzerbrachte
 
Annotationen