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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Von der Wohn-Gestalt: sie wird nur langsam zu erobern sein
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0354
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334

INNEN-DEKO RATION

Ä

ARCHITEKT HANS HEINZ LÜTTGEN-KÖLN KÜCHENSCHRANK. WOHNUNG KR.-HAMBURG

VON DER WOHN-GESTALT

SIE WIRD NUR LANGSAM ZU EROBERN SEIN

us einer Diskussion über »Sachlichkeit« in »Stein, Zweckmäßig ist ein Bauwerk dann, wenn es den Forde-
Holz, Eisen« seien folgende Formulierungen hier rungen des Programms und des Ortes sowie den Forde-
wiedergegeben: »Das technisch und wirtschaftlich rungen der konstruktiven Solidität, der Wirtschaf tlichkeit
vollkommenste Haus ist noch kein Ende, sondern erst und der Hygiene entspricht. Die Erfüllung der Zweck-
eine Voraussetzung. Der Inhalt der neuen Gestaltung mäßigkeit ist Sache des Verstandes, bei der Sachlichkeit
ist vielmehr, die im Bau enthaltenen organisatorischen dagegen hat auch die Seele, die Phantasie mitzuwirken.
Aufgaben auf dem Boden der heutigen Erkenntnisse zu Zweckform ist aber noch keine Kunstform, ebenso wie
lösen und nicht nur zu lösen, sondern sie auch noch mit Gesundheit noch keine Schönheit. . Die Baukunst läßt
einem lebendigen Gehalt zu erfüllen. Das Ziel ist durch- sich unter das Gesetz einer Dreigliederung stellen: Kör-
aus nicht die »Wohnmaschine«, das ist die billigste Ma- per, Seele und Verstand (Vitruv stellte an die Baukunst
schine mit der größten sachlichen Wohnleistung, — das die drei Forderungen: Festigkeit: »firmitas«, Zweck-
Ziel der ganzen Entwicklung ist vielmehr der Wohnraum, mäßigkeit: »utilitas« und Schönheit: »venustas«), wobei
der Wohnleib, das ist die Wohn-Gestalt, die zu dem der Körper das Material und die Technik (Konstruktion),
neuen Menschen gehört, der entstanden ist und entsteht, der Verstand den Zweck des Bauwesens betrifft; während
Wird dieses innerste geistige Problem, auf dem unsere die Seele in dem Gefühlswert des Baues, der durch ln-
gaaze Umwälzung auf dem Gebiet des Wohnbaus über- tuition gegebenen Raum- und Formgestaltung liegt. Nur
haupt beruht, durch die Masse und das Gewicht der wenn alle diese drei Elemente oder Funktionen zusammen-
technischen Probleme zugedeckt, so besteht eine große wirken zu einer harmonischen Synthese, ist ein vollkom-
Gefahr für die Entwicklung des Bauens. Hält man die menes Kunstwerk zu erwarten.. In der Baukunst ist eine
Lösung der technischen und wirtschaftlichen Probleme Unterstreichung des Charakteristischen, über die Gebote
schon für das letzte Problem des Bauens, so würden wir der Nützlichkeit hinausgehende kein Fehler, keine Un-
eine schlimmere Verwüstung zu erwarten haben, als wir Sachlichkeit, sondern eben dasjenige, was ein Bauwerk
je erlebten.. Die Frage der Wohn-Gestaltung, des erst zum Kunstwerk macht. . . Nur darf die Architektur
Wohnraumes, Wohnleibes, des Lebens-Raumes, wird nicht im Widerspruch stehen zum verstandesgemäßen
nur ganz langsam zu erobern sein, — sehr viel lang- Wahrnehmungs-Gehalt des Zwecks; eine Kunstform im
samer als die Beherrschung neuer technischer Mittel.«. Widerspruch zur Zweck-Erfüllung gibt es nicht.«. . . s.
 
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