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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Adler, Leo: Schöpfertrieb und Bedingtheit: Streitigkeit des historischen Verlaufs in der Baukunst
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Keyserling, Hermann: Der rechte Lebens-Rahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0368

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INNEN-DEKORATION

architekt friedrich lipp, b.da.-berlin parterre-wandelhalle im »atrium«

DER RECHTE LEBENS-RAHMEN

Jeder hat einen ihm ursprünglich gemäßen »Lebens-
Rahmen«, dessen Nichtvorhandensein die vorhan-
denen Kräfte an der Entfaltung hindert oder lähmt. Schadet
insofern Reichtum dem geborenen Asketen, so ist er dem
Weltzugekehrten, je reicher dessen Anlage, desto not-
wendigeres Lebens-Element. Und zwar im Sinn richtiger
physiologischer Notwendigkeit. Den »Bedürfnislosen« als
solchen höher zu stellen, als den, der »viel benötigt«, ist
ein reines Mißverständnis: in der Regel ist der Bedürf-
nislose vielmehr der innerlich Enge und Ungeneröse. Sel-
ten gönnt er Anderen, was er selbst nicht braucht oder
hat, und wird ihm sein Lebens-Rahmen nur ein wenig
eingeengt, so verträgt er dies innerlich schlechter als
der geborene Fürst vollkommenen Ruin. Nur das be-
wirkte Wachstum oder die bewirkte Verkümmerung der
Seele gibt aber zur Beurteilung des dem Menschen

Angemessenen den richtigen Maßstab ab........

Wenn nur sehr wenige eine Sorgenfreiheit ertragen,
die nicht auf gesicherter Arbeits-Möglichkeit und gesicher-
tem, entsprechenden Entgelt für Leistung beruht, so liegt
das daran, daß der Wille zum Leben an sich dessen sub-
jektive Wurzel ist, weshalb eine Schaffenslust, die
nicht Tieferes (oder Höheres) zum Ursprung hätte, als
den Trieb zum Leben überhaupt, bei »Sicherung« auf-
hört. Aus dem gleichen Grunde verdirbt der sich voll-
kommen gesichert fühlende Mensch., grafh.Keyserling.

allgemeinen Zustände mittelbar durch die Persönlichkeit
der außer dem Architekten am Bau als Auftraggeber
Beteiligten zum Wort, — meist zum unentrinnbaren
Machtwort, — melden. . Während alle andere Kunst-
übung vornehmlich eine »Objektivierung individueller
Schöpfertriebe« ist: — le style c'est l'homme, — müßte
es für die Baukunst heißen; der Stil — ist die Kultur.
Architektur ist versteinerte Kultur-Geschichte . .

Die Geschichte der Baukunst ergibt die empirische
Erkenntnis, daß selbst der größte architektonische Genius
sich schließlich in die Stetigkeit des historischen
Verlaufes einordnet. Die Auswirkung seines per-
sönlichen Schöpfertriebs ist durch die raumzeitlichen
Bedingungen seines Lebens bedingt.. Gerade die bedeu-
tendsten Baukünstler sind die vornehmsten Träger bau-
künstlerischer Entwicklung, was sich zwanglos als Wir-
kung der »schulbildenden Kraft« jedes überragenden
Kunstwerks klärt. . »Große Persönlichkeiten sind nur
Führer nach entwicklungsgeschichtlich nahegelegten, eben
herannahenden Zielen einer immanenten Entwicklung«
(Lamprecht) — das gilt auch für die Architektur .

dr. leo adler. (in »wesbn der Baukunst«. Verlag asa mayor-lbipzig.)



LEBENSKRAFT. Wir wollen lebendige Kunst:
z unser eigenes Leben, geformt und ausgedrückt von
denen, die dazu Kraft haben — große oder kleine, aber
lebendige Kraft......... Richard riemerschmid.
 
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