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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Hofmann, Herbert: Über Technik und Kultur: Gestaltung Äusserer und Innerer Notwendigkeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0432

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412

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKTEN: PFEIFER & GROSS MANN-MÜLHEIM KLEINES VESTIBÜL. HOTEL »DUISBURGER HOF«

UEBER TECHNIK UND KULTUR

GESTALTUNG ÄUSSERER UND INNERER NOTWENDIGKEITEN

Unter Kultur verstehen wir die Summe aller geistigen man eingestehen muß, daß die sichtbaren und bleibenden
Regungen, die zur Gestaltung innerer Wesen- Emanationen jener technischen Funktionen: das Produkt
heiten drängen, zur Formung des inneren Weltbildes in eines mechanischen Vollzuges und die durch ihre körper-
sinnlich und körperhaft demonstrativem Ausdruck. Kultur liehen Bedingtheiten erforderten Form-Notwendigkeiten
ist der »schöpf erische Reflex« geistig-seelischer Aus- und Formwerte einen immer wachsenden Anteil unter
einandersetzungen mit der Fülle der Daseinsbedingungen den »Ausdrucks-Elementen« unserer Zeit nehmen. Diese
und Lebens-Erscheinungen; sie ist Deutung, Bekenntnis. aber gehören nicht in den Bereich der Technik, denn sie
Technik ist Sieg des menschlichen Willens über das sind nicht bewegende und gebändigte Energie, sondern
feindliche Walten der Natur-Elemente, Sieg der Vernunft, als Produkt der Funktion Selbstzweck und als technische
des Intellekts. . Technik im eigentlichen und alleingültigen Form der Ausdruck, den die Energie-Nutzung in körper-
Sinne ist eine »Funktion«: die Erzeugung, Umwandlung, hafter Existenz bedingt. Indem nun wieder der Mensch
Übertragung und Auswertung von Energien. Damit — in beiden Fällen—die reine, absolut sachlich gebotene
erschöpft sich ihre begriffliche Fixierung und ergibt sich »Notform« der Kraft seines formenden Gefühls unter-
zugleich der Widersinn einer Anschauung, die aus der stellt und ihren nothaften Ausdruck zu ästhetischer Be-
unselbständigen, dienenden, werkzeuggemäßen Funktion deutsamkeit steigert, reiht er sie in den Bereich der Kultur-
»Technik« ausdruckformende Eigenkräfte ableiten will. Werte ein, d. h. er gleicht das aus rein intellektueller
Ja, wenn wir sogleich weitergehen, können wir entgegen- Berechnung und mechanistischer Erfülltheit geborene
halten, daß letzten Endes nur der Mensch jene Energien Werk inneren, gefühlsmäßigen, — mit einemWort: ästhe-
zu verwalten fähig ist, indem er sie beispielsweise in einer tischen Bedürfnissen an, er gestaltet in den äußeren
Maschine einfängt, und daß der Mensch in seinem Ver- Notwendigkeiten zugleich innere Notwendigkeiten. . .
hältnis zu einem neuen und komplizierteren Gestaltungs- Was uns an der Ausdrucksform der Technik heute so
mittel für Ausmaß und Richtung der Ausdrucks - Ge- begeistert, was wir als Symbol unseres Zeitgeistes hin-
staltung seiner Zeit verantwortlich gemacht werden muß. stellen, ist die wohltuende »Sachlichkeit der Form«.
Diese Wahrheit bleibt auch dann unwiderlegt, wenn Nicht jede Sachlichkeit vermag vom ästhetischen Werte
 
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