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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Wohnlichkeit und Qualität: einige kritische Bemerkungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0480

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INNEN-DEKORATION

IM MIETBLOCK VON PROF- PETER BEHRENS WOHN- UND ESSRAUM, PROF. PAUL GRIESSER

WOHNLICHKEIT UND QUALITÄT

EINIGE KRITISCHE BEMERKUNGEN

Es entspricht sicher den Wünschen der jungen Gene-
ration und aller derer, die sich heute neu einrichten
müssen«, — bemerkt Dr. Walter Riezler in einer aus-
führlichen Würdigung der Stuttgarter Ausstellung in
»Die Form«, — »wenn die Architekten nun daran gehen,
diejenigen Bauformen zu finden, die den neuen Beding-
ungen entsprechen. Die Frage ist nur, ob nicht in der
ersten Begeisterung viele Architekten über das Ziel hin-
ausschießen, ob sie nicht, ausgehend von ihren eige-
nen Wünschen, die nicht immer für die Allgemeinheit
maßgebend zu sein brauchen, — weil nicht jeder so wie
sie schöpferisch an der Frage interessiert ist —, diktato-
risch eine neue Wohnform schaffen wollen, die der
»Wohngesinnung« des heutigen Menschen garnicht ent-
spricht. Mit einer solchen Absicht müssen sie scheitern,
denn sie sind nicht dazu da, der Menschheit überspitzte
Lösungen zum Gebrauch aufzudrängen, sondern nur, für
die neuen Bedürfnisse die neuen Formen zu finden. .
Niemand kann sich dem Eindruck entziehen, den die
bis zum letzten durchdachten, von einer wahrhaft »sau-
beren«, sozusagen ingenieurhaft-sachlichen Gesinnung

gestalteten Räume in den Häusern von Gropius machen,
— und doch wissen wir nicht, ob nicht diese Wohnungen
in ihrer sachlichen Kühle und Unpersönlichkeit weit über
das hinausgehen, was der modern gesinnte Mensch, der
aber nicht auf diese Fragen eingeschworen ist, in seiner
Wohnung erträgt, — und ob nicht auch der Fanatiker
der neuen Wohngesinnung schon in wenigen Jahren das
Bedürfnis fühlen wird, mit allen Mitteln eine gewisse
»Wohnlichkeit«, die man auch als die Atmosphäre
seelischer Wärme bezeichnen kann, zu schaffen. . . .

Wir wollen uns doch darüber klar sein: auch der neue
Mensch wird noch seelische Wärme verlangen, auch wenn
der Prozeß der »Entpersönlichung« noch weiter fort-
geschritten ist! . Wenn wirklich, — was ja noch nicht
ganz feststeht, — ein derartiges bis zum letzten typisier-
tes und maschinell hergestelltes Haus wesentlich billiger
zu stehen kommt als ein anderes, so mag der wirtschaft-
liche Zwang viele zur Anschaffung veranlassen. Sie wer-
den aber dann sicher alle Anstrengungen machen, um
sich über diesen Zwang mit der Zeit hinwegzusetzen
und zu einer echten »Wohnlichkeit« zu gelangen. Einst-
 
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