Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928

DOI Artikel:
Koch, Alexander: Der Geist des neuen Wohnens, [2]
DOI Artikel:
Thalenhorst, ...: Vom Wesen der Technik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
108 INNEN-DEKORATION

also im Sinne privaten Genießens und verzärtelten Wohl-
lebens, sondern eine eminent ethische im Sinne der Le-
benstüchtigkeit und der erhöhten Lebensform. .

Von hier aus ergibt sich eine weitergehende Bedeu-
tung des kultivierten Wohnens. Ist Kultur überhaupt
ein Wert, dann ist Wohnkultur ihre wichtigste Begleit-
erscheinung und Vorbedingung. Denn es gibt nicht eine
Kultur in Kunst und Wissenschaft bei roher, ungepflegter
Art des Wohnens. Alles hängt zusammen. Ein Mensch,
der aus innerem Bedürfnis sich ein wohldurchgeformtes
Heim errichtet, der wird auch seine übrigen Lebens-
beziehungen mit Form und Gehalt zu erfüllen suchen,
bis in die Dinge des Geistes und Gemütes hinein. Und
was er so für sich tut, das tut er zugleich für das
nationale Ganze. Denn nationale Kultur besteht ledig-
lich im Schaffen und Sich-bilden jedes Einzelnen. Kultur
ist tätiges Anteilnehmen jedes Einzelnen an allen Ange-
legenheiten der Form, der Qualität, der Lebensgestal-
tung, der seelischen und geistigen Vertiefung. Das ein-
zelne Heim ist wie ich schon oft betonte im Gefüge der
nationalen Kultur nur eine winzige Zelle, aber gewiß
der wichtigste Beitrag, den der Einzelne zum Aufbau
nationaler Lebensform leisten kann. Was nicht jeder
Einzelne tätig und unermüdlich zum Aufbau beiträgt,
das ersetzt keine Behörde, keine Organisation! . . . .



So liegt das kultivierte Wohnen ebensowohl im
Interesse des Einzelnen wie des Gesamtvolkes. Die-
sen Zusammenhang muß jeder begreifen; nur aus ihm
heraus ergeben sich fruchtbare Gesichtspunkte. Für mich
ist die Einsicht in diesem Zusammenhang Grundbegriff
und Ausgangspunkt meines Schaffens, und stets bleibt
mir maßgebend das Wort: »Magst Du im Leben man-
ches als das Höchste schätzen / Nichts auf der
Welt kann Dir ein glücklich Heim ersetzen«, a.k.

VOM WESEN DER TECHNIK

Gemeinhin bezeichnet man die Technik und das
technische Schaffen als eine nüchterne, seelenlose
Betätigungsform der Volkswirtschaft, die Geist und Ge-
müt veröden lasse. Ihr Symbol, die Maschine, habe
wohl kosmische Lebens-Energien, aber keine Seele. . Hat
darum auch die Technik keine Seele? . Ist der technische
Fortschritt eine Bereicherung des Lebens oder nicht?
Ist die Technik Teufelswerk, oder birgt sie auch ethische
Werte? Die Antwort lautet: Technik ist lebendiges
Schaffen, ist schaffendes Leben. . Der tiefere Sinn des
technischen Objektes ist im allgemeinen: »Dienst am

Mitmenschen«, »dargebotene Menschenhilfe«.....

In letzter Zeit hat sich die Philosophie des Problems
»Technik und Kultur« angenommen. Und das ist gut
so. Denn die zeitgenössische Welt, d. h. die Masse,
tritt an die Technik in der Regel nur von außen heran,
sie sieht nur ihre Verflechtung mit der Wirtschaft und
den Nutzungswert ihrer tausenderlei Formen. . Deshalb
ist es eine wichtige Aufgabe der Philosophie, der meta-
physischen Betrachtung, das wirkliche Wesen der
Technik zu ergründen und zu untersuchen, wo der »Sün-
denfall« der Technik liegt, ob er nicht vielmehr ein
Sündenfall der Wirtschaft ist. Aber auch der Techniker
selbst muß forschen und erkennen lernen, welches denn
der Sinn, das ferne Ziel und die Grenze der Technik ist.
Er soll nicht nur lernen, wie eine Maschine konstruiert
und betrieben werden muß, sondern, daß bei ihr auch ein
fühlender Mensch steht und daß menschliches Schick-
sal mit der Maschine verbunden ist. . Einer der
neueren Philosophen, selbst ein Techniker, sagt: »Wo wir
in der Kultur selbst zu finden sind, das werden die Men-
schen erst sehen, wenn wir es ihnen zeigen. Das ist: wenn
wir es erst selbst gesehen haben.« Dr. ing. e. h. thalenhorst.
 
Annotationen