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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928

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Mühlestein, Hans: Die seelischen Bildekräfte: das Leben aus dem Ursprung heraus
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0158

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INNEN-DEKORATION

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PROFESSOR ERNST SCHERZ-BEFLIN SPEISEZIMMER. TEPPICH: HOZAK-BERL1N

DIE SEELISCHEN BILDEKRÄFTE

DAS LEBEN AUS DEM URSPRUNG HERAUS

A us der Seelenlage unserer eigenen Zeit heraus müssen müssen, die unsere abendländische Welt gezeugt und

X~\ wir immer aufs Neue versuchen, uns auf unsere getragen haben. Damit sollen weder dem Geist noch

Weise unserer eigenen Herkünfte zu bemächtigen, dem Blut ihre Spannkräfte für alle Geschichte abge-

Was ja nicht heißt, das Ur-Eigene, Ur-Lebendige ferner sprochen werden. Im Gegenteil: die fruchtbare Spannung

Zeiten und Völker unseren engen und leblosen Zeitbe- zwischen ihnen beiden soll wieder hergestellt werden,

griffen anzugleichen, das heißt zu töten; sondern viel- Und dazu müßten denn allerdings heute gerade auch die

mehr durch Versenkung in ihren Lebenskern, durch Blutskräfte der G eschichte wieder gestärkt wer-

Ergreifen des Unsterblichen, das in ihnen erschienen den, um dem überheblich gewordenen Geist

ist, immer neu zum lebendigen Besitz unseres eigenen gegenüber die Wage halten zu können..........

Seelentums zu machen. . Jedes lebendige Geschichts- Fruchtbar aber wird die Spannung zwischen Blut

bild kann garnicht anders, als zwischen »Herkunft« und und Geist allein durch die souveräne Herrschaft des

»Zukunft« gespannt sein, weil das Leben selbst, das Seelentums über beide Pole. Denn diese beiden

Leben der Seele, zwischen Blut und Geist gespannt können nichts aus sich selber schaffen; selbst aus ihrer

ist. Nur wenn das Seelentum im Kerne geschwächt, höchsten Spannung würde ohne Drittes nur Zerstörung

wenn es seiner eingeborenen Schau-und Bilde- hervorgehen. Wohl aber reißen sie die Tore des Raumes

kraft weitgehend beraubt ist, verfällt es dem einen und der Zeit auf, durch die alle Schau- und Bildekraft

oder dem anderen Pol, wird es der Sklave der Geschichte der Seele ins Reich der Wirklichkeit tritt: jene die natur-

oder das Opfer herkunftsloser Konstruktion. . gesetzten Grenzen der Gestalt, diese die schöpferische

★ Gewalt alles menschlichen Seins und seiner Geschichte.

Die Seelenlage unserer Zeit aber — und das heißt: *

die tragisch-kritische Lage alles heutigen Seelentums in Wir möchten nicht nur den »Kulturdünger« einer

seiner hoffnungslos erscheinenden Verknechtung der ge- anderen fremden Welt abgeben und selbst nicht bloß die

samten abendländischen Geist-Maschinerie gegenüber— »Seele einer neuen Ewe« sein. Wir möchten leben,

scheint mir, wenn wir uns nicht aller Geschichte als sinn- selber leben: aus unserem eigenen Ursprung

los überhaupt entschlagen wollen, gebieterisch zu fordern, heraus, aus unserer Herkunft in unsere eigene Zu-

daß wir unseren Herkünften vor allem anderen die kunft hinein wachsen. Und darum müssen wir sehen,

seelischen Bildekräfte wieder abzuringen suchen wie wir uns unserer eigenen Ursprungs-und Wachstums-
 
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