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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928

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Wenzel, Alfred: An einen Auftraggeber: Gedankengang eines Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0225

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202

INN EN-DEKORATION

FRITZ AUGUST BREUH AUS - DÜSSELDORF KAMIN IN DER HALLE. HAUS B.-DORTMUND

AN EINEN AUFTRAGGEBER

GEDANKENGANG EINES ARCHITEKTEN

Sie haben vollkommen Recht: das Wohnhaus, das Sie
sich bauen lassen, muß vor allem Ihnen selbst kon-
venieren; es muß im Ganzen und im Einzelnen Ihnen
konform sein: d. h. es muß allen Ihren Ansprüchen ent-
sprechen. Und des Architekten Funktion ist es: die
Ansprüche des Bestellers mit seinen eigenen raumschöp-
ferisch-künstlerischen Intentionen so zu einer einzigen
Aufgabe zu verschmelzen, daß ihre Lösung nach beiden
Seiten hin vollkommen befriedigt. Der Wohnbau-Architekt
arbeitet wesentlich »gebundener« als sein Kollege von
der »monumentalen Branche«; und wenn man auch sagen
muß: der wahre Architekt solle allen Aufgaben gerecht
werden, so muß man doch hinzufügen, daß innerhalb
des architektonischen Aufgabenbereiches der Wohn-
hausbau so große Anforderungen an intimste Ein-
fühlungskraft stellt, daß manchem die Gestaltung
monumental-repräsentativer Programme entschieden leich-
ter fällt. Wie dem auch sei: Sie lassen sich von mir ein

Haus entwerfen, das Ihnen, wenn es vollendet ist, »pas-
sen« muß wie ein »individuell«-geschneiderter Anzug.
Wir sind gegenwärtig — um an diesem Vergleich noch
einen Augenblick festzuhalten, — gleichsam beim »Maß-
Nehmen«. Sie haben mir Ihre Wünsche mitgeteilt und
ich notiere. Und ich habe mit Vergnügen wahrgenommen,
daß Ihnen in hohem Grade »Kunst-Sinn« zu eigen ist.
Sie wissen, was ich damit bezeichne: ein Organ der
Empfänglichkeit für alles Künstlerisch-Wirksame, eine
Gefühlsfähigkeit, die feinempfindlich auf solche Wirkungs-
reize reagiert, und eine — wie wir sagen — »reproduktive«
Gabe, die solche einstmals empfangenen Eindrücke in
Ihnen bereitstellt: Sie haben Phantasie. Und kraft dieser
Gabe tragen Sie in sich bereits eine Vorstellung von
Ihrem Hause, wie es werden soll, eine Vorstellung, die
ich nun realisieren möge. Vielleicht sind Sie sogar
geneigt, diese meine Aufgabe, die mir »noch« zu erfüllen
bleibt, etwas zu unterschätzen? Sie werden sich — wenn
 
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