Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0259
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Roessler, Arthur: Arbeiten von Rudof Lorenz, Wien
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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT RUDOLF LORENZ-WIEN. »HAUS EINES SCHRIFTSTELLERS« IN W1EN-DÖBL1NC. SÜDSEITE
dem zu seiner Zeit berühmten Kirchenmusiker Abt
Stadler mit Beethoven: beim Anhören des Uberganges
zum Allegro des ersten Satzes der siebenten Symphonie
rief er geärgert aus: »Immer E, immer E! 's fallt ihm
halt nix ein, dem talentlosen Kerl!«..........
★
Die Heimatsliebe und das Bewußtsein, auf eine ruhm-
volle Vergangenheit zurückblicken zu können, die an
Kunst- und Kulturgütern reich ist, verführen den Oster-
reicher gern dazu, ihm lieb gewordene Ausdrucksformen
des Lebens vergangener Zeiten seinem eigenen, von
gänzlich andersartigen Bedingungen bestimmten Dasein
dienstbar zu machen. Namentlich des Wieners leichte
Erregbarkeit und Beweglichkeit, seine ausgeprägte Vor-
liebe für das »Elegante«, seine Neigung zum Spielerischen,
seine intellektuelle Naschhaftigkeit, seine bald sentimen-
tale, bald draufgängerische, bald frömmelnde, bald welt-
männisch spottende Stimmung, verführen ihn zum Ge-
fallen an Gebilden, die weniger durch Werktüchtigkeit
und Zweckmäßigkeit, als durch ästhetenhaft überfeinerten
Formenreiz ausgezeichnet sind. So wie die weltbe-
rühmte Wiener Ringstraße ist, so ist im allgemeinen das
Wiener Kunsthandwerk: das größte plastische Muster-
album von europäischer Architektur die eine, das erstaun-
lichste Gemisch mannigfachster Kunststile das andere.
Stilbildende Elemente des Barock und Empire determi-
nieren immer noch, in Geist und Blut der Wiener Künstler
erbhaft vorhanden, deren Schaffen. Einmal überwiegt
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT RUDOLF LORENZ-WIEN. »HAUS EINES SCHRIFTSTELLERS« IN W1EN-DÖBL1NC. SÜDSEITE
dem zu seiner Zeit berühmten Kirchenmusiker Abt
Stadler mit Beethoven: beim Anhören des Uberganges
zum Allegro des ersten Satzes der siebenten Symphonie
rief er geärgert aus: »Immer E, immer E! 's fallt ihm
halt nix ein, dem talentlosen Kerl!«..........
★
Die Heimatsliebe und das Bewußtsein, auf eine ruhm-
volle Vergangenheit zurückblicken zu können, die an
Kunst- und Kulturgütern reich ist, verführen den Oster-
reicher gern dazu, ihm lieb gewordene Ausdrucksformen
des Lebens vergangener Zeiten seinem eigenen, von
gänzlich andersartigen Bedingungen bestimmten Dasein
dienstbar zu machen. Namentlich des Wieners leichte
Erregbarkeit und Beweglichkeit, seine ausgeprägte Vor-
liebe für das »Elegante«, seine Neigung zum Spielerischen,
seine intellektuelle Naschhaftigkeit, seine bald sentimen-
tale, bald draufgängerische, bald frömmelnde, bald welt-
männisch spottende Stimmung, verführen ihn zum Ge-
fallen an Gebilden, die weniger durch Werktüchtigkeit
und Zweckmäßigkeit, als durch ästhetenhaft überfeinerten
Formenreiz ausgezeichnet sind. So wie die weltbe-
rühmte Wiener Ringstraße ist, so ist im allgemeinen das
Wiener Kunsthandwerk: das größte plastische Muster-
album von europäischer Architektur die eine, das erstaun-
lichste Gemisch mannigfachster Kunststile das andere.
Stilbildende Elemente des Barock und Empire determi-
nieren immer noch, in Geist und Blut der Wiener Künstler
erbhaft vorhanden, deren Schaffen. Einmal überwiegt