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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 39.1928

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Wenzel, Alfred: Alte Möbel im neuen Raum
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https://doi.org/10.11588/diglit.11738#0280

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INNEN-DEKORATION

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ALTE MÖBEL IM NEUEN RAUM

VON ARCHITEKT Dr. ALFRED WENZEL—WIEN

Die Neigung, sich mit alten Dingen zu umgeben, hat In dieser Zeit begann man dann, sich »historische

zu allen Zeiten bestanden und erklärt sich aus ästhe- Wohnräume« zu schaffen, — nicht mehr aus einem Ge-

tisch betrachtendem oder sammelndem und sentimen- fühl innerer Beziehungen zu vergangenen Epochen, son-

talem Verhalten. — Die darüber hinausgehende Vor- dem in der Hauptsache mehr aus Bequemlichkeit, da man

liebe, sich »im alten Stile einzurichten«, geht bis an den im übrigen vollauf beschäftigt in einer neuangebrochenen

Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück, da Griechen- Zeit stand: die Arbeit an äußerer Zivilisation schien

tum Erlebnis ward und der »Klassizismus« in Bau und alle verfügbaren Kräfte in Anspruch zu nehmen.....

Innenraum Ubernahmen veranlaßte, — zum Unterschiede *

von der ersten »Renaissance«, in der sich mehr eine An- Die heutzutage »historisch« eingerichtete Wohnung

passung neuentdeckter Formen an bis dahin Gepflogenes wird sich von der aus den Gründerjahren, wenn nicht

ergab. . . Doch läßt die Tatsache, daß in den Jahren »um schon durch Echtheit des Mobiliars, so doch wohl durch

1800« aus reinem inneren Erleben eine gewisse Verwand- Wahl und Erlesenheit im Einzelnen und in der Aufstellung

schaft mit der vorbildlichen Antike erstand, auch die unterscheiden. Sie birgt aber die gleichen Gefahren;

Werke jener Zeit als fast stilrein erscheinen, — trotzdem und sie werden heute deutlicher empfunden als früher:

sie blaß und aus zweiter Hand sind. Sie zeigen auf lange es ist die Festlegung auf einen Gesamtton, der sich zu

hinaus letztmalig wirkliche »Gesinnung«; deshalb wird seiner Zeit als Ausdruck einer Forderung an den Wohn-

in historischer Betrachtungsweise hier das Ende eines räum einstellte: der aus Momenten, die in der gesamten

traditionsmäßigen Entwicklungs-Verlaufes gesehen, und Geisteshaltung einer Zeit begründet liegen, für diese

deshalb wird auch von Seiten, wo man sich noch nicht Zeit, und nur für sie, die Wohnform schuf. . Solche

in der Lage fühlt, unserer Zeit das ihr Gemäße neu, aus Räume können daher für den modernen Menschen, auch

seinen besonderen Voraussetzungen heraus, zu schaffen, wenn er in seiner Konstitution rückwärtsgewandt in un-

der Vorschlag gemacht, auf die Formen dieser Zeit, als seren Tagen steht, nur eine Situation bedeuten, »um die

längst erprobte Kompositionsmittel, zurückzugreifen, herum« sozusagen er wohnt, in der er sich bestenfalles

und somit an dem anzuknüpfen, was in der darauffolgen- »aufhält«; die historische Wohnung besteht für sich,

den Zeit, der Zeit der Stil-Repetitionen, verlorenging, voll Eigenwertes und verpflichtet den in ihr Auftretenden,
 
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