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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Von der alten zur neuen Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0358
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338

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT ERNST SCHWADRON-WIEN EMPFANGS- U. MUSIKRAUM. GRÜN SCHLEIFLACK

VON DER ALTEN ZUR NEUEN WOHNUNG

Das allgemeine Trachten der verflossenen Peri- Individualität täuschte Sammler-Neigungen vor,
ode ging auf ein individuell gestaltetes Heim, die am Ende Neigungen eines anderen waren.
Das Lob, man wohne individuell, wurde vielfach Es gab wohl auch wirklich individuell gestaltete
lieber entgegengenommen, als das, man wohne Behausungen, es waren das aber immer Woh-
bequem oder wirtschaftlich. Man fühlte sich nungen von Künstlern oder feingebildeten Kunst-
durch den Glauben an den individuellen Gehalt liebhabern und Lebenskünstlern, die starke Per-
seiner Wohnung herausgehoben aus der Masse, sönlichkeiten waren und sich auf Grund von guter
fühlte sich als Persönlichkeit. Woher die Indivi- Tradition oder einer angeborenen Wohnkultur in

dualität kam, danach fragte man nicht viel..... ihrem Hausgerät und in Dingen, die sie sinnvoll

★ an sich zogen, selbst zu verwirklichen verstanden.
Manche bezogen ihr Heim fertig, — »indivi- ★
duell« eingerichtet. Man sonnte sich dann in dem In der neuen Zeit, mit ihren technischen und
Glänze einer gekauften Individualität und war wirtschaftlichen Idealen, mit ihrem Gemeinschafts-
glücklich, — wie unsere Vorfahren, wenn sie sich dränge ist der Glanz der Losung vom individuell
in ihren Wohnungen klassisch oder romantisch gestalteten Heim verblaßt. Man baut aus einer
träumen konnten. . Es gab noch eine andere Art, neuen Sinngebung heraus, stellt kurzentschlossen
sein Heim »individuell zu gestalten«. Man ließ an den Anfang allen Bauens die Wissenschaft
sich von einem mehr oder weniger kunsthistorisch vom Zweck und der Aufgabe der menschlichen
erfahrenen Freunde beim Ankauf von allerhand Wohnung. Damit ist ein großer Wandel vorberei-
exotischem oder antiquarischem Hausrat beraten tet und, wie man wohl ohne weiteres zugeben
und pfropfte diesen dann einem vorhandenen kann, ein Wandel zum besten der gewaltigen Zahl
oder ererbten Bestände auf. Die so gewonnene der Wohnungsuchenden oder Schlechtwohnen-
 
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