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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Ritter, Heinrich: Material-Wirkung im Wohnraum, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0048

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26

INNEN-DEKORATION

DEUTSCHE STAHLMÖBEL-BERLIN. A. LORENZ

SPEISEZIMMER. CHROMSTAHL UND KUNSTHARZ

MATERIAL-WIRKUNG IM WOHNRAUM

Es ist keine neue Erscheinung in der Geschichte,
daß bestimmte Zeiten eine Vorliebe für be-
stimmte Werkstoffe bekunden: Vorliebe des
18. Jahrhunderts für das Porzellan, besondere Vor-
liebe für das Holz in gewissen Perioden des Mittel-
alters. Dahinter stecken immer tiefere Bezieh-
ungen, die umso gewisser von geistiger Art sind,
je unmittelbarer sie sich in einem naiven, sinn-
lichen Wohlgefallen an den Materialien äußern.

Heute handelt es sich, in der modernen Woh-
nung, vornehmlich um Metall und Glas. Metall,
hochpoliert, glänzend und Lichter werfend, in For-
men von klaren Kraftlinien, sitzt fest in der Gunst
des Menschen von heute. Vor Jahren war das
Metall fast nur in Gestalt des rauhen, stumpfen
Schmiede-Eisens, des gehämmerten Kupfers, der
patinierten dunklen Bronze — womöglich hand-
getrieben, handgeschmiedet und handbearbeitet
im Wohnraum zugegen. Der Teekessel mußte
Hammerschlag aufweisen, das Tablett mußte ge-

punzt sein, das Kamingitter mußte Formen aus
Zangen- und Hammerarbeit haben, und der Mes-
sing-Leuchter mußte chemisch abgetönt sein. .
Heute »fliegt« unser Auge auf die Blankheit
von metallenen Stäben, Scheiben, Fassungen im
Hochglanz einer unsentimentalen Bearbeitung, in
der von einem sehnenden Rückblick auf die Hand-
arbeit nichts mehr zu spüren ist. . Selbst bei den
Älteren, die in einem Kultus der Handarbeit, in
einem Kultus der warmen Materien mit stumpfer
Oberfläche und in einem Kultus der gemütvollen
Form erwachsen sind, ist vielfach diese Vorliebe
für das Blanke und Ausgekühlte metallener Gestal-
tungen heute gegeben. Sie sind uns wohltuend,
wir lieben die ständige Erfrischung, die sie spen-
den. Wir erkennen sie als zu uns gehörig
an, wir wissen von ihnen, und sie wissen von uns.
Wie ist in diesem Falle die »geistige Anknüp-
fung« beschaffen? Offenbar so, daß die blanke
Metallform sich verbündet mit der »Tendenz zum
 
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