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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Einzelmöbel und moderner Komfort
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0110

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EINZELMÖBEL UND MODERNER KOMFORT

ERHÖHTE LEISTUNG DER MODERNEN WOHNGERÄTE

Ansichten über »Bequemlichkeit« ändern sich
l \ wie alle andern Ansichten. Was der Bequem-
lichkeit dient, muß sich den Zeiten anbequemen.
Bald ist sie angefeindet und verachtet worden als
männerunwürdig, als Phäakenart und Sybariten-
tum, — bald wurde sie zu höchst erhoben als un-
entbehrlich für die Zivilisation unter dem Namen
»Komfort«. Bald hält die Erziehung darauf: ab-
zuhärten, und bald darauf: sich den Unbequem-
lichkeiten feiner Manier mit Anstand einzufügen,
aber sonst sich ein bequemes Leben zu machen.
Die Mode befreit zuweilen, zuweilen engt sie ein.
Man macht es sich bequem auf der Bärenhaut,
man findet esbequem,
mit gekreuzten Bei-
nen auf dem Teppich
zu sitzen, oder auf
einem hohen Lehn-
sessel zu thronen. Aus
Etikette, aus dem
Zwang heraus, stan-
desgemäß Staat zu
machen, ertrug man
stets höchst unbe-
queme Dinge, und
dem Europäer waren
diese Formen lange
heilig. . Dem Men-
schen der Neuzeit
sind solche Hem-
mungen fremd. Er
geht schnurstraks auf
das, was ihm bequem
dünkt, komfortabel,
»comfy«, wie der
Amerikaner sagt. Er
erfand den Schaukel-
stuhl, um auch im Zu-
stand der Ruhe die
Bewegung nicht zu
entbehren. Gehäufte
Kissen auf der gepol-
sterten Couch bilden
die Bequemlichkeit
der sonst nach dem
Begriff von Gestern
wenig Behagen bie-
tenden ultramoder-
nen Wohnung. Alle
möglichen neuen Lö-
sungen für erhöhte
Leistung der Wohn-
geräte werden ver-
sucht. . Ein auf das

ter Komfort — als Entspannung — wird das Bedürf-
nis des im Tagesleben so ungeheuer angespannten
Zeitgenossen. Vor allem werden die Sitzmöbel
verbessert, differenziert, dem Körper genauer
angepaßt, mit Lesepult und Lampe verbunden.
Außerdem hat man jetzt in Amerika neue Möbel-
chen in Reichweite des Lehnsessels an- oder ein-
gebaut oder auch frei aufgestellt, die man »Radio-
Cabinet« nennt. Da wird das Radio mit einer
kleinen Bücherei verbunden, mit einem Gestell für
Zeitungen und Zeitschriften, mit einer Ablage für
Kunstblätter, sodaß man mit einfachstem Hand-
griff, je nach Laune und Stimmung: hören, lesen,

blättern, betrachten
kann (wer könnte be-
schwören, daß es im
Radio-Cabinet eines
Amerikaners an einer
kleinen Trinkgelegen-
heit fehlt?), zum Rau-
chen ist jedenfalls
alles Nötige greifbar
zur Hand. Die Erfin-
dungsgabe der Mö-
bel-Entwerfer wett-
eifert in der Anbring-
ung von ausziehbaren
Platten, Schubladen,
Fächern, Behältern
in diesen modernen
Kabinett- Schränken.
Auch im modernen
Kinderzimmer steht
ein solches Radio-
Cabinet, nur ist es
dort in der Höhe der
kleinen Leute gehal-
ten, bunt und lustig
bemalt, statt in kost-
baren Hölzern gear-
beitet. — Damit ist der
Lage Rechnung ge-
tragen, daß der abge-
hetzte Mensch nicht-
mehr Energie aufzu-
wenden wünscht, ge-
gen kleineUnbequem-
lichkeiten zuhause an-
zukämpfen, daß zur
Erholung und Ent-
spannung > K o m f o r t<
im Hause gehört, die
neue Artder Bequem-
lichkeit. . . alexander

Feinste ausgeklügel- HE1N1 vetter-Stuttgart, »kleiner garderobetisch mit spiegel« von gleichen-russwurm.
 
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