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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Michel, Wilhelm: Wohnraum und Menschengesicht
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Fein-Mechanik im Bau
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0140

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INN EN-DEKORATION

ARCHITEKTEN L. SCHÖPPLER u. E. KORNFELD—WIEN WOHN- U. ESSZIMMER. AUSFÜHRO: J. HERRMANN

Das Gesicht von heute empfindet es als
erste Pflicht, sich nach außen hin zusammenzu-
fassen: es ist in höherem Grade Zusammenhangs-
Gesicht als früher. Das heißt: es ist in höherem
Grade vom Bewußtsein des Zusammen-
hanges geprägt. Es redet nicht Fraktur, sondern
mehr Current-Schrift. Die Gesichter von heute
sind mehr »erworbene« als gewordene, mehr trai-
nierte als gewachsene, mehr technische als orga-
nische, mehr funktionale als expressive Gesichter.

Man kann so noch viele Aussagen über diesen
Gegenstand machen. Sie werden in ihrem Ge-
samtbild zweierlei erweisen. Erstens: daß der
Übergang vom früheren zum heutigen Gesicht der
schroffste und entschiedenste ist, der in den letzten
150 Jahren da war. Zweitens: daß dieser Über-
gang in derselben Richtung liegt, wie der Über-
gang vom alten zum neuen Wohnraum. Ge-
nau diese Veränderungen vom Expressiven zum
Funktionalen, von der Arglosigkeit und Unwillkür-
lichkeit zum Wachsein, von der kantig indivi-
duellen zur gesellschaftlichen Haltung, sie alle hat
auch der neue Wohnraum hinter sich. Er steht
mit dem modernen Gesicht in einem physio-
gnomischen Zusammenhang. . wilhelm michel.

FEIN-MECHANIK IM BAU

Die auf größte Leistung bei kleinstem Auf-
wand, auf Konstruktions-Ökonomie in der
Durchbildung des Organismus des Wohnhauses
eingestellte Arbeit des neuzeitlichen Architekten
hat als Ziel, wie Prof. Fritz Schumacher defi-
niert: »Durch geistige Mittel den Wohnwert
einer bestimmten gegebenen Wohnfläche zu ver-
größern«. »Dabei ist nicht nur die Rücksicht
auf ein genau berechnetes Einfügen der einzelnen
Möbel in den Raum, sondern auch die Rücksicht
auf eine möglichst einfache Bewegur gs-Möglich-
keit bei den typischen Tages-Hantierungen wich-
tig. . Die Durchbildung der Wohnung ist zur Auf-
gabe einer »Feinmechanik des Bauens« ge-
worden, die sich auf Art und Dimensionierung
jedes kleinsten Teiles ihres Wesens beziehen
muß.« . Diese »Feinmechanik« des Bauens, auch
des Möbelbaues, das präzise Durchdenken des
Wohngerätesund des Wohnraumes auf beste Funk-
tion hin in allen Teilen und im Ganzen dürfte für
die nächste Zeit die Arbeits-Richtung und Art des
Schaffens im wesentlichen umreißen; von dorther
werden die gesichertsten Werte heikommen. . l.
 
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