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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Stuart-Mährlen, Elisabeth: Erlebnis der Wohnlichkeit
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Riezler, Walter: Formtrieb und Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0150

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128

INNEN-DEKORATION

ENTWURF: ARCHITEKT WALTHER SOBOTKA-W1EN

WOHN- UND ESSZIMMER. AUSFÜHRU : PORTOIS & FIX

Beziehung zum Menschen. Daß wir uns nur
heimisch fühlen in dem auf den Menschen, auf uns
selbst hin Orientierten, das zeigt, wie sehr wir uns
immer noch als den »Mittelpunkt der Welt« fühlen.

Es gibt zweierlei Wohnlichkeit: die, die man
beim Betreten fremder Wohnungen empfinden
kann, — und die im eigenen Heim. Das »Wohn-
liche für mich selbst« verlangt noch ein Beson-
deres. Daran, wie man sich etwa im Hotel in-
stinktiv gegen die Fremdheit wehrt, läßt es sich
erkennen: man stellt irgendetwas Eigenes im
Zimmer auf, eine kleine Uhr auf den Nachttisch,
legt die eigene Schreibmappe auf den Tisch, und
gleich ist das Zimmer heimischer.. Das Bewußt-
sein des Eigenen erst schafft die Atmosphäre
der Wohnlichkeit. Eigen müssen die Dinge sein,
mit denen »geschieht«. Deshalb die kalte Fremd-
heit auch des schönsten Hotelzimmers, deshalb
das nie ganz verstummende Unbehagen des Möb-
liert-Wohnenden. Daß aber wiederum Eigentum
allein nicht genügt, lehren neuerworbene Zimmer,
die zuerst immer kalt und fremd um uns herstehen.
Ein Zimmer muß gelebt worden sein, um wirk-
lich wohnlich zu sein. . . Elisabeth stuart-mährlen.

FORMTRIEB UND KULTUR

Es ist nur ein gesunder Zustand, wenn diejenigen,
die um die Gestaltung des Neuen schöpferisch
bemüht sind, nur den technischen oder prak-
tischen, sozialen oder hygienischen Zwecken zu
dienen, nur diese auszudrücken glauben. Denn
damit wird die Gefahr eines formalistischen Miß-
brauchs der neuen Formen gebannt. . Aber das
Wunder ist eben: daß aus dem »Zweckent-
sprechenden« ein »Formvolles« wird — was
keineswegs an sich notwendig ist —, d. h. eine
lebendige Gestalt, die als solche auch abgesehen
von der Zweckhaftigkeit aufgenommen wird.

Daß sich dieses Wunder begibt, ist ein Beweis,
daß es neben der Bindung an die Zwecke noch
einen Formtrieb gibt, — und dieser Formtrieb
stammt vom Geiste oder der Seele, jedenfalls
aus der gleichen geheimnisvollen Quelle, aus
der auch die Freude des die »Schönheit« einer
Form — auch einer technischen — erlebenden
Menschen stammt. Nur solange diese Quelle
strömt, hat das Wort von der menschlichen Kul-
tur einen Sinn......walter riezler (in .die form«).
 
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