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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Frank, Willy: Planvolle Neu-Ordnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0180

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158

INNEN-DEKO RATION

PROF. BRUNO PAUL, REO. BAUM. CRANZ WEBER

BUCHERNISCHE IM HERRENZIMMER. HAUS O. JAHN

PLANVOLLE NEU-ORDNUNG

Die Sache des modernen Wohnraums steht im
engsten Zusammenhang mit der großen Ge-
samtaufgabe, die dem Menschen von heute gestellt
ist: seine ganze Welt neu zu durchdenken und ihr
eine planvolle neue Ordnung zu geben. Man
mag noch so viele Einwände gegen den modernen
»Rationalismus« vorbringen: keiner ändert etwas
an der Tatsache, daß uns das bewußte organisa-
torische Vorgehen zur Pflicht gemacht ist, um wirk-
lich alle Gestaltungen unseres Lebens den neuen
Gegebenheiten und Voraussetzungen anzupassen..

Durchschauen, Ergreifen, Ergründen — und dann
planvolle, werkgerechte Neuordnung in allen
großen und kleinen Menschheitsdingen herstellen,
das ist unsere Berufung. Weshalb? Weil uns die
Tradition auf so vielen Gebieten im Stich gelas-
sen hat, weil die Verflechtungen und Zusammen-
hänge ins Riesenhafte gewachsen sind, weil sich
die Voraussetzungen unseres Daseins, die objek-
tiven wie die geistigen in geradezu phantastischem
Maße verschoben haben. Fast nichts dürfen wir
heute ungeprüft aus der Vergangenheit auf unseren
neuen Weg herübernehmen, weder die Klassiker
noch das alte Haus, weder die alten Deck-Schern ata

noch die alten Kunstbegriffe, — und in Wirtschaft,
Politik, Forschung und Lebens-Ethik ist es genau
das Gleiche. Es kommt garnicht darauf an, ob wir
»wollen« oder nicht: wir müssen umdenken, wir
müssen der Vernunft, dem wachen Zweckdenken
das Wort geben — bei Strafe des Verlustes jeg-
licher Herrschaft über unsere Welt. Nur durch die
Kräfte des Wachseins können wir sie erhalten.



Daß diese Kräfte des Wachs eins so nachdrück-
lich im Bereich des Wohnens und Bauens wirken,
ist ein echter Fortschritt. Die Dinge scharf nehmen,
genau hinsehen bei allem, was man macht, und
lieber in der »Akribie« ein Übriges tun als im
Gehenlassen — das ist die notwendige Haltung
einer Zeit, der so vieles unter den Händen zu groß
geworden oder gar völlig davongelaufen ist und
die nun mit gewaltiger Aufraffung den »Anschluß«
wieder herstellen muß. . Ist der organische An-
schluß einmal gefunden, dann mag die Entspan-
nung wiede* in ihre Rechte treten. Vorläufig heißt
es, der Zeit ins Gesicht sehen und rüstig sein in
der Handhabung aller guten Waffen, die uns für
Zeiten der Gefahr gegeben sind. . . wiily frank.
 
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