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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Eulenberg, Herbert: Tafel-Blumen-Schmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0215

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INNEN-DEKORATION

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TAFEL-BLUMEN-SCHMUCK

Es ist gar nicht so leicht, eine Tafel immer richtig
mit Blumen zu schmücken. Und sämtliche
Bücher und Büchlein, die über diese Kunstfertig-
keit geschrieben worden sind, können einen nicht
erschöpfend darüber belehren; denn auch auf die-
sem Gebiet gilt das berühmte: »Von Fall zu Fall«.
Es kann vorkommen, daß eine Hausfrau sich die
größte Mühe gegeben hat, ihre gedeckte Tafel
mit Blumen zu zieren und dabei doch keine Gegen-
liebe findet. . Da ist zunächst die Frage: ob sie
duftende oder duftlose Blumen wählen soll? Einige
Männer, — Bismarck beispielsweise —, mögen
Blumen, die nicht riechen, überhaupt nicht leiden
und sohätzen nur den Duft an ihnen. Andere wie-
der stört der Wohlgeruch der Blumen geradezu
beim Essen. Lord Disraeli, der englische staats-
männische Gegenspieler Bismarcks, wurde einmal
bei einer Festtafel fast ohnmächtig, weil ein Strauß
von Hyazinthen vor ihm stand. Oskar Wilde
wiederum, der Dichter, liebte nichts so sehr als
Hyazinthenduft. Er hatte nur eine Abneigung
gegen Tuberosen als Tafelschmuck, weil er behaup-

tete, diese weißen Blumen erinnerten ihn an Fried-
höfe und Begräbnisse. »Ich kann diese nach Ver-
wesung duftenden Blümchen auf den Tod nicht
leiden«, erklärte er oft. Im Gegensatz zu ihm hat
der Wiener Dichter Felix Dörmann, der später
aar Operette überlief, in seiner Jugend Maien-
blüte diese Blumen in Versen gefeiert: »O Tube-
rosen, wächsern bleiche / O heißgeliebte, regungs-
lose Schar / Süßduftend wie die Haarflut einer
Leiche«.. Im Zweifelfall tut man wohl immer besser
dran, eine geruchlose Blume als Tischschmuck
zu wählen. Denn an diesem Mangel werden die
meisten Gäste sicher weniger Anstoß nehmen als
an einem Übermaß des Duftes. Auch ist es nicht
geraten, einer einmal feststehenden Behauptung,
daß ein Gast eine bestimmte Blume bevorzuge,
unbedingt Glauben zu schenken. Den alten Kaiser
Wilhelm, dessen Lieblingsblume nun einmal die
Kornblume sein sollte, brachte man zuweilen zur
Verzweiflung damit, daß man bei allen Festmahl-
zeiten, die man ihm gab, die Tafel mit Kornblumen
verzierte. Im Winter sogar oft mit nachgemachten,
 
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