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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Löwitsch, Franz: Raum und Anpassung: Beitrag zur Raum-Wissenschaft, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0264

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242

INNEN-DEKOR ATION

AUSSTELLUNG: »BLUMEiU. PLASTIK«-WIEN

ERFRISCHUNGS-RAUM. ARCH1T. F. MATUSCHEK

RAUM UND ANPASSUNG

beitrag zur raum-wissenschaft (iv. teil)

Die durch ein Raum-Erlebnis verursachten
»Hemmungen« der Sprache und Bewegung,
die »Verkrampfungen« der Haltung gehen auf
»Muskel-Kontraktionen« zurück. Diese selbst sind
durch einen unbewußten psychischen Impuls zu
erklären. . Am leichtesten ist wohl die Erklärung
der Muskelspannungen bei Gegenwart von Kan-
ten, Spitzen und Raum-Engen als Abwehr-
Reaktionen: man fürchtet sich, sich an ihnen
zu stoßen, man duckt sich, weicht aus, macht
»kleinere Bewegungen«. (Daher die nachteilige
Wirkung zu kleiner, enger Wohnräume, r.)

*

Daran schließt sich ein zweiter, auch noch
leicht erklärbarer Fall: jede vorübergehende
Ruhelage des Menschen ist selten vollständig
richtungslos; die Art des Stehens und Sitzens
wird durch Willens-Im pulse diktiert, und so ent-
steht eine ein- oder mehrdimensionale »Rich-
tung« seiner Lage, Haltung, Bewegung. In diesen
Richtungen sucht er Ziel- oder Ruhepunkte und
je nachdem, ob und wie er sie findet, erhalten
diese Richtungen durch Anziehung eine Verstär-
kung und durch Abstoßen eine Abschwächung.

Ein dritter und etwas hypothetischer Erklä-
rungs-Versuch führt in die Theorie des Unbewuß-
ten: es ist die Annahme eines »Nachahmungs-
oder Anpassungs-Triebes«. Die gesamte Um-
welt ist Hülle des Menschen, in die er sich »ein-
zuschmiegen« versucht: er dehnt sich in die Weite
des Raumes und duckt und krümmt sich unter
seinen Engen und Wölbungen. Eine Art zwang-
hafter »Mimicry«; sie erklärt die Schutzfarben
und Formen der Tiere, aber vielleicht auch die
Anpassung des Menschen an Wohn-Raum und
Landschaft. . Ein solcher Zwang ließe sich phylo-
genetisch ableiten: denn die ganze »Umwelt«
(Otto Rank: das Trauma der Geburt), ist nichts
andres als unsere »Haut«, unsere erste »Hülle«:
ein psychisches Ersatzgebilde für die »Mutter«.



Zu einer letzten und schwierigsten Erklärung
verwende ich meine Theorie des Raum-Empfin-
dens. (Siehe »Imago«, Jahrgang 1928.) Ihr zufolge
liegen in jedem Menschen zeitlich bedingte »Ur-
bilder des Raumes«, die sich in bestimmter
Weise aus den vier Komponenten des Raum-
Empfindens: »Sensations-Raum«, »Hohl-Raum«,
 
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