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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Sonne, A.: Die Wohnung eines Arztes: eine neue Arbeit von Fritz Gross, Wien
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Poelzig, Hans: Das Menschliche
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0354

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332 INNEN-DEKORATION

reichlich verwendete Metall vollenden die klare
Wirkung dieses Raumes. Der Vorhang — über
die ganze Fensterwand gehend —, ein Gewebe
mit erdfarbener Stickerei auf blaugrünem Fond,
gibt die Grundfarben gedämpft wieder, und ein
glücklicher Zufall wollte es, daß ein Bild von
Fritz Gross — seit langem schon im Besitze des
Wohnherrn — mit seinen Ockertönen auf matt-
blauem Grund alle Farben des Raumes in sich
sammelt und befreit. An dieser Wirkung müßte
der Bilderstürmer unserer Tage und Anbeter des
»Pathos der leeren Wand« nachdenklich werden.
Man atmet frei und beschwingt in diesem Raum.

¥

Eine zwanglose Gesetzmäßigkeit in der räum-
lichen Gestaltung, die Entfachung der Material-
möglichkeiten, Formgebung aus ausgewogener
Dimensionierung und vollendeter Farbenbindung
ergeben das Charakteristische am Werke Fritz
Gross. . Seine Räume sind gegenständlich ohne
Fülle und seine Sachlichkeit ist nicht skeletthaft,
denn erst »jenseits« an sich noch so berechtigter
puritanischer Abwehr des Überflüssigen beginnt
Schönheit aus Sinn und Formkraft der Persönlich-
keit. Diese Wohnung ist schön. . . . Dr. a. sonne.

DAS MENSCHLICHE

Architekt sein heißt nicht Spezialist sein, sondern
l \ Mensch, Kämpfer sein für alles Menschliche
— dann wird uns die Form von selbst zufallen.
Über die neue Form, die künftige Architektur ent-
scheidet nichts als die kulturelle Entwicklung der
Menschheit. Der Techniker kann lediglich Fach-
mann, Spezialist sein, der Architekt niemals, oder
er wird seinen Beruf nicht begreifen. . Der Archi-
tekt hat sich am Ingenieur erzogen; der Bildhauer
und Maler muß sich am Architekten erziehen, wenn
wieder eine Einheit herauskommen soll. Dieser
Zusammenklang kann nicht dekorativ sein, wir
vertragen das nicht mehr, er muß von einer tiefe-
ren seelischen Schicht her erzielt werden. . Es ist
nicht nötig, daß sich Plastik und Malerei nur unter-
ordnen, mit Taktfragen allein ist nichts getan; die
Malerei und Plastik müssen frei bleiben, sie müssen
sich künstlerisch-seelisch selbständig auswirken,
sie müssen künstlerischer Ausdruck sein, nicht
noch so geschickte dekorative Anpassung.. Inwie-
weit eine im Gegensatz zur heute meist herrschen-
den Glätte wieder farbig oder plastisch differen-
ziertere Aufteilung der Flächen im Raum ange-
 
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