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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 42.1931

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Poelzig, Hans: Technik und Form-Bildung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10795#0364

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342

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT FRITZ GROSS IN WIEN BELEUCHTUNGSKÖRPER IM SPEISEZIMMER

TECHNIK UND FORM-BILDUNG

Wir wissen, daß unsere Bauten eine wirtschaft-
liche und technische Einstellung fordern, daß
ein Minimum an Raum, Material und Zeit bei der
Lösung der Aufgabe erreicht werden muß. Da-
rüber hinaus sind wir frei, und es darf nicht dazu
kommen, daß aus einer maschinen-romantischen
Einstellung heraus alles Technische uns ebenso
heilig ist wie dem Architekten des 19. Jahrhun-
derts vielleicht der renaissancistische Kanon. Bei
der Glorifikation des Technischen freut man sich
nur zu leicht an jedem Gasrohr und Heizkörper,
an jeder Beton-Konstruktion, bringt alles so un-
verhüllt wie möglich zum Ausdruck und meint,
damit hätte man seine Modernität bewiesen. Man
vergißt dabei, daß alle technischen Formen — im
Gegensatz zu der absoluten Bedeutung der
Kunst — nur eine relative Bedeutung haben,
daß eine neue technische Konstruktion ganz andere
neue Formen wieder erfordert, daß die vollkom-
menste technische Anlage die ist, die sich formal
am wenigsten aufdrängt, und daß das technische

Ideal mit dem »Minimum« an Materie und
Formen übereinstimmt.. Die fortschreitende Tech-
nik strebt offenbar tatsächlich an, sich als Form
immer mehr aufzuheben. Dynamos von heute
sind winzig gegen die Riesenmaschinen von ehe-
dem, und alle die technischen Formen, mit deren
Einordnung wir Architekten uns heute noch ver-
geblich abmühen: Heizkörper, Rohrleitungen usw.
werden verschwinden oder so winzig werden,
daß sie als Form nicht mehr irgendwie bedeutsam
in Erscheinung treten. . Es hat also wirklich keinen
Wert, ihre Form an sich als künstlerisch richtung-
gebend zu stabilisieren, um damit von neuem in
den Fehler eines Jugendstils zu verfallen, der aus
den allzu rasch vergänglichen Formen der Tech-
nik einen allgemeingültigen ornamentalen Aus-
druck für die Architektur zu gewinnen sucht. .



Für den Menschen handelt es sich um die Ver-
geistigung und Verlebendigung der Materie, nicht
um die Mechanisierung des Lebendigen. . poelzig.
 
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